Archiv

Hier finden Sie alle bisher erschienenen Lyrikbriefe.
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Inhaltsverzeichnis

Lyrikbrief# Juli/August 2024 - "Verkannte und Vergessene Dichter und Deutschjüdische Dichtung aus der Bukowina"

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Lyrikbrief# Juni 2024 - "Über die Seele, die Träume und die Linien des Lebens"

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Lyrikbrief# Mai 2024 - Lyrikempfehlungen 2024, Teil II

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Lyrikbrief# April 2024 - Lyrikempfehlungen 2024

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Lyrikbrief# März 2024 - Zum 80. Geburtstag von Michael Krüger

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Lyrikbrief# Februar 2024 - wir müssen neu anfangen...

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Lyrikbrief# Dezember 2023/Januar 2024 - Winter

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Lyrikbrief# November 2023 - Adventszeit

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Lyrikbrief# Oktober 2023 - Edition Lyrik Kabinett

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Lyrikbrief# September 2023 - Faszination Poetryfilm

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Lyrikbrief# Juli/August 2023 - Reisezeit

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Lyrikbrief# Juni 2023 - Independent Preziosen

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Lyrikbrief# Mai 2023 - Neue Lyrikanthologien

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Lyrikbrief# April 2023 - „Naturkunden“

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Lyrikbrief# März 2023 - Welttag der Lyrik

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Lyrikbrief# Februar 2023 - Lyrik entdecken

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Lyrikbrief# Januar 2023 - Das neues Jahr liegt vor uns wie ein unbekanntes Land...

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Lyrikbrief# November 2022 - …Von der Zuflucht, der Obhut und den Remedien…

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Lyrikbrief# Oktober 2022 - Die Zeit, das Werden und Vergehen…

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Lyrikbrief # September 2022 - "Ich habe einfach nur diese Liebe zur Lyrik." Ursula Haeusgen

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Lyrikbrief # Juli/August 2022 - Willkommen in der Lyrikgegenwart! - Teil II

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Lyrikbrief # Juni 2022 - Willkommen in der Lyrikgegenwart! - Teil I

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Lyrikbrief # Mai 2022 - "Gedichte sind Denkfortsätze. Über das Bedachte hinaus"

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Lyrikbrief # April 2022 - "Hätten wir das Wort, hätten wir die Sprache, wir bräuchten die Waffen nicht"

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Lyrikbrief # März 2022 - Leben erzählen - Leben verstehen

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Lyrikbrief # Februar 2022 - Deutschjüdische Lyrik aus der Bukowina

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Lyrikbrief # Dezember 2021/Januar 2022 - Lyrische Jahreslese

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Lyrikbrief # November 2021  –  Lesen ist Glück

Papier ist Papier

aber es ist auch ein Weg

zu den Sternen

zu Sinnbild und Sinn

blinden Geheimnissen

und zu den Menschen

Rose Ausländer

Nun kommt die Weihnachtszeit und die Zeit für Lieder, Lichter, Lilien, Liebe, auch für Stille, Schnee, Wärme und Geborgenheit. Und damit die Zeit für Bücher, Bildbände, Papierenes, Briefe und Schönes. so kitschig es klingen mag, es stimmt nun mal. Sie sind das perfekte Geschenk. Denn an langen kalten Abenden drinnen bei Licht und Wärme gute Bücher zu lesen, das ist Glück. Das sollten wir uns bewahren und immer wieder von Neuem danach suchen und es auch anderen schenken.

Schenken ist jedoch nicht so einfach, wie es erscheint. Nicht selten fragen sich viele: Was schenke ich wem und wenn ja, warum? Ein paar Gedanken zur rechten Zeit bieten Gewähr dafür, dass das Schenken tatsächlich glücklich macht. Eine handverlesene Auswahl an schönen Büchern sei Ihnen hiermit noch rechtzeitig ans Herz gelegt. Bücher und literarische Kalender für 2022, schön zum Anschauen, schön zum Anfassen, zum Umblättern, und ja, zum Verschenken.

Und am Ende des Newsletters finden Sie eine Fotostrecke, die Ihnen meine Auswahl an hochwertigen Notizbüchern, Briefpapieren, Kästchen und Karten, Einwickelpapieren und Geschenkbändern zeigt.

Augenblicke der Menschlichkeit

 

Freundschaft, Familie, Liebe & Lachen

 

Wir lachen, weinen, sorgen uns mit unseren Lieben, Freunden und unserer Familie – es ist dieses einzigartige Band, das uns menschlich macht. Vor zehn Jahren hat der internationale Fotowettbewerb unter dem Motto »M.I.L.K. – Moments of Intimacy, Laughter and Kinship« nach dem Kern unseres Menschseins gesucht und eine Buchreihe begründet, die zu einem weltweiten Sensationserfolg wurde. Nach einem zweiten Wettbewerb folgen nun die neuen Bilder, die wiederum der renommierte Magnum-Fotograf Elliott Erwitt ausgewählt hat. Diese liebevollen, überraschenden und bezaubernden Aufnahmen berühren und lassen uns spüren, was es heißt, Mensch zu sein.

Augenblicke der Menschlichkeit
Gebundene Ausgabe, 208 Seiten mit
72 schwarz-weiß-Abbildungen und 75
farbigen Abbildungen,
Übersetzt von: Verena Küstner

Preis 39,90 € (bestellen)

Antoine Pecqueur, Guillaume de Laubier:

 

Die schönsten Opernhäuser der Welt

 

Dieser Fotografie-Bildband lädt jeden Kulturinteressierten zum Schwelgen und Staunen ein und nimmt Musikinteressierte mit auf eine Reise zu künstlerischen Sehnsuchtsorten, großen Spielstätten und legendären Bühnen. Guillaume de Laubier porträtiert die schönsten Opernhäuser der Welt von der Mailänder Scala, über das berühmte Moskauer Bolshoi und das bekannte Sydney Opera House bis hin zum Festspielhaus in Bayreuth. Er zeigt dabei nicht nur die prachtvollen Zuschauerräume mit ihren außergewöhnlichen Logen und einladenden Foyers, sondern auch viele für die Öffentlichkeit sonst nicht zugängliche Orte hinter den Kulissen. Detailverliebt und ästhetisch von größtem Reiz geben die Bilder Laubiers die besondere Atmosphäre der jeweiligen Häuser wieder. Die hochwertige Ausstattung und die exzellenten Fotografien machen dieses Opernbuch zu einem idealen Geschenk für alle Kulturbegeisterten und Architekturfans.

Im Buch vorgestellte Opernhäuser:

Aalto-Musiktheater (Essen), Bolschoi (Moskau), Civic Opera House (Chicago), Coliseum (London), Cuvilliés-Theater (München), Den Norske Opera og Ballett (Oslo), Det Kongelige Teater Gamle Scene (Kopenhagen), Det Kongelige Teater Operaen Store Scene (Kopenhagen), La Fenice (Venedig), Festspielhaus (Bayreuth), Grand Théâtre (Bordeaux), Kungliga Operan (Stockholm ), Magyar Állami Operaház (Budapest), Markgräfliches Opernhaus (Bayreuth), Metropolitan Opera House (New York), New National Theater Tokyo (Tokio), Opéra Royal (Versailles), Palais Garnier (Paris), Palau De Les Arts Reina Sofía (Valencia), Royal Opera House in Covent Garden (London), Semperoper (Dresden), Slottsteater (Drottningholm), Staatsoper (Wien), Sydney Opera House (Sydney), Teatro Farnese (Parma), Teatro Olimpico (Vicenza), Teatro Di San Carlo (Neapel), Teatro Alla Scala (Mailand), Schlosstheater (Chimay), Théâtre De La Reine (Versailles), Théâtre Royal De La Monnaie (Brüssel), Zámecké Baroknì Divaldo (Cesky Krumlov)

Der ideale Bildband für alle Opern-Liebhaber und Klassik-Fans

Antoine Pecqueur, Guillaume de Laubier

Die schönsten Opernhäuser der Welt

Gebundene Ausgabe, 240 Seiten mit 282 farbigen Abbildungen

Preis 49,95 € (bestellen)

 

Cohens Vermächtnis…. Die Flamme – The Flame


2016 starb im Alter von 82 Jahren der große Sänger und Dichter Leonard Cohen – und »die Welt wurde dunkler«, wie es in einem der unzähligen Nachrufe hieß. Mit Songs wie »Hallelujah« oder »Suzanne« wurde er in den späten 1960ern weltberühmt. In seinen letzten Lebensjahren wuchs seine Popularität noch einmal. Bis kurz vor seinem Tod arbeitete er an diesem Buch, seinem literarischen Vermächtnis. Wenige Wochen vor seinem Tod, gab Leonard Cohen dem New Yorker ein Interview, in dem er sagte, er sei bereit zu sterben. Er brauche nur unbedingt noch genug Zeit, um sein allerletztes Buch fertigzustellen. Glücklicherweise wurde er erhört. »Die Flamme« ist Leonard Cohens sprachmächtiger Abgesang, eine Abschiedsrede, bestehend aus Songtexten, Gedichten, Notizbucheinträgen und Illustrationen. Entstanden ist eine Kartographie seines einzigartigen Lebensweges. Neben noch unbekannten Gedichten und Zeichnungen finden sich in diesem Buch zum ersten Mal ausgewählte Notizbucheinträge Cohens, die dem Leser das Innenleben dieses Ausnahmekünstlers erstaunlich nahebringen.

Zweisprachige Ausgabe

Übersetzt von: Nora Bossong, Nicolai Kobus, Simone Kornappel, Nadja Küchenmeister, Léonce W. Lupette, Christian Lux, Kerstin Preiwuß, Klaus Modick, Matthias Kniep, Marcus Roloff, Katharina Winter, Ron Winkler

 

Die Flamme – The Flame
Gebundene Ausgabe
Preis: 30,00 € (bestellen)

Cy Twombly: 50 Years of Works on Paper

Ihren persönlichsten Ausdruck findet die Kunst von Cy Twombly im kleinen, intimen Format der Zeichnungen, die sein malerisches Werk von Anfang an begleitet, jede Entwicklungsphase mitgetragen und transzendiert haben. Mit einfachsten Mitteln – Bleistift oder Kugelschreiber, Ölkreiden und gewöhnlicher Wandfarbe – liess Twombly, meist in Zyklen, oft auch als Collagen, poetische und mythische Welten erstehen, die nicht nur auf dem Papier, sondern auch in den Köpfen des Betrachters ein magisches Eigenleben entwickeln. Neben dem Essay des britischen Historikers Simon Schama enthält der Band zusätzlich einen Text von Roland Barthes über Twomblys Arbeiten auf Papier aus dem Jahr 1976 und – besonders interessant für bibliophile Sammler – einen neuen Umschlag, den Cy Twombly eigens für diese Ausgabe gezeichnet hat.

Cy Twombly
50 Years of Works on Paper

Klappenbroschur, 160 Seiten, 85 Farbtafeln. Format: 24.5 x 34 cm. Deutsch/englische Ausgabe.

Preis 49,80 € (bestellen)

Rainer Moritz, Anna Aicher, Andreas Licht: Zum See ging man zu Fuß

 

Wo die Dichter wohnen. Spaziergänge von Lübeck bis Zürich

 

Auf den Spuren großer Schriftsteller: die schönsten Orte literarischer Inspiration in Europa.

In welcher Weise beeinflussen Orte die Werke von Autoren? Wo fanden sie Inspiration? Und was macht den Reiz dieser Dichter-Stätten aus? Diesen Fragen geht Rainer Moritz in 14 unterhaltsamen und detailreichen Essays auf den Grund, in denen er anhand von literarischen Spaziergängen den Zauber der Wirkungsstätten von Schriftstellerinnen und Schriftstellern wie Ingeborg Bachmann, Marcel Proust, Thomas Mann, Hermann Hesse oder Franz Kafka in ganz Europa nachspürt. Die Reise umfasst dabei deutschsprachige Literaten und Klassiker bis hin zur Gegenwart, aber auch Vertreter aus anderen Ländern Europas. Zu den besuchten Orten zählen Prag, Lissabon, Lübeck, Paris, Zürich, Kopenhagen und viele mehr. Atmosphärische Fotos zeigen den Charme der literarischen Orte auf und machen Lust, selbst auf den Spuren berühmter Schriftsteller zu wandeln.

Rainer Moritz, Anna Aicher, Andreas Licht

Zum See ging man zu Fuß

Gebundene Ausgabe, 224 Seiten mit 180 farbigen Abbildungen

Preis 40,00 € (bestellen)

Alexander Kluge und Stefan Moses: Le Moment fugitif

 

Le Moment fugitif ist ein großformatiger Band, der 33 unbekannte Texte von Alexander Kluge mit 85 Fotos von Stefan Moses kombiniert. Die Kombination dieses Buches ist ungewöhnlich und verdankt sich einem Zufall: Stefan Moses und Alexander Kluge sind Nachbarn. Ihre Begegnungen waren sporadischer Natur, bis sie merkten, daß ein gemeinsames Thema sie beschäftigt: Welche Momente für sie besonders sprechend sind – für den Fotografen einerseits und den Autor und Filmemacher andererseits. Seit Cartier-Bresson gilt das Erfassen des «moment décicif» als das Kriterium fotografischen Gelingens. Für Moses und Kluge ist dieses Denken einseitig: Es leistet dem Ausblenden Vorschub. Moses denkt seit je in Serien und gestaltet seine Motive gerne als Triptychon. Diese Sequenzen hat Kluge als Inspirationsquelle zu eigenen Geschichten aufgenommen, die teils thematisch von den Bildern ausgehen, andernteils den Evokationen folgen, die deren Umkreis entstammen. Entstanden sind so 33 Texte, die in einem changierenden Verhältnis von Koinzidenz und Inkongruenz zu Moses’ Fotos stehen. Kluge erzählt darin von Menschen in politischen und privaten Umbruchsituationen, wo der Überblick schwindet und das große Improvisieren beginnt: SED-Kader in den Tagen der «Wende», die sich plötzlich ohne Führung in einem neuen Koordinatensystem der Kräfte wiederfinden; Stasi-Leute, die unschlüssig schwankend zwischen den Optionen Untergrund und Anpassung stehen; Gregor Gysi, der nach seiner Wahl zum PDS-Vorsitzenden sich nachts im verwaisten Büro des einstigen SED-Vorsitzenden wiederfindet und keine Ahnung hat, mit welchen Entscheidungsträgern ihn das Bataillon blinkender Telefone auf dem Schreibtisch verbinden könnte. Eine sitzengelassene Ehefrau, die nach dem Fall der Mauer mit Kind und Kegel bei ihrem nach Westen entwichenen Ehemann aufkreuzt. Das Spektrum der Protagonisten reicht vom einfachen Bürger bis zu Politikern in den Zentren der Macht, unter ihnen Helmut Schmidt, Jimmy Carter und Konrad Adenauer. So unterschiedlich sie mit Entscheidungssituationen umgehen – das Moment der Hilflosigkeit begegnet – zumindest flüchtig – allen.

Der Band enthält zudem zwei Beigaben von Friederike Mayröcker.

Alexander Kluge und Stefan Moses:
Le Moment fugitif
Gebundene Ausgabe, 128 Seiten, 85 Illustrationen
Preis 39,80 € (nur in der Lyrikhandlung erhältlich)

Herlinde Koelbl: Jüdische Portraits, Fotografien und Interviews

Mit der Sensibilität, die nur große Fotokünstler ihrer Kamera abverlangen und abgewinnen können, hat Herlinde Koelbl deutschsprachige Juden portraitiert, die der Shoah entkommen sind. Einige dieser Überlebenden sind nach 1945 aus dem Exil nach Deutschland (Ost oder West) und nach Österreich zurückgekehrt; die meisten blieben in den Ländern, in denen sie Aufnahme gefunden hatten. Herlinde Koelbl hat sie nach ihrem Verständnis von jüdischer Tradition, von Religion und Heimat befragt und ihre Erinnerungen in Gesprächen aufgezeichnet.
Entstanden ist das Portrait einer Generation, die als letzte in das intellektuelle und geistige Klima der deutsch-jüdischen Symbiose hineingeboren wurde, die die Zerschlagung dieser Kultur miterleben musste – und die sie überlebte.

Herlinde Koelbl

Jüdische Portraits, Fotografien und Interviews

Gebundene Ausgabe

Preis 68,00 € (bestellen)

Andrej Tarkowski: Die versiegelte Zeit

 

Gedanken zur Kunst, zur Ästhetik und Poetik des Films

Mit einem Vorwort von Dominik Graf

Als einer der weltweit visionärsten und einflussreichsten Regisseure drehte Tarkowski bis zu seinem Tod sieben Spielfilme. Seine Gedanken über das Leben, die Kunst und das Kino hielt er in seinem Buch Die versiegelte Zeit, das 1985 erstmals auf Deutsch erschien, fest. Darin schreibt er über Regiearbeit, die Rolle des Schauspielers und des Publikums, über Kamera, Musik, Montage und Drehbuch.
Die Texte bearbeitete er in einem unermüdlichen Prozess des Verbesserns und Veränderns, der bis wenige Wochen vor seinem Tod anhielt. Die Neuauflage entspricht der Ausgabe letzter Hand, die die Texte erstmals in ihrer vom Autor gewünschten Endgültigkeit aufführt.

 

 

Andrej Tarkowski

Die versiegelte Zeit

Gebundene Ausgabe, 320 Seiten. 38 Abbildungen

Preis 35,00 € (bestellen)

Sebastian Zimmermann: Fifty Shrinks; Portraits aus New York

 

Der psychotherapeutische Praxisraum ist ein geschützter Ort, an dem Geheimnisse vertraulich preisgegeben und tiefverborgene Gefühle offenbart werden können. Aber es ist auch ein offener Raum, in dem während einer Woche zahlreiche Menschen ein- und ausgehen. Als exklusiver Arbeitsbereich des Therapeuten dient er dazu, regelmäßig neue Patienten willkommen zu heißen, die Beratung und Behandlung suchen. Nach welchen Erwägungen richtet ein Psychotherapeut seinen Behandlungsraum ein? Inwieweit prägt seine theoretische Ausrichtung dessen Einrichtung und Innendekor? Sebastian Zimmermann verbindet einfühlsame Interviews mit New Yorker Psychotherapeuten mit ausdrucksstarken Fotografien ihrer Personen und Praxisräume und ermöglicht dadurch einen faszinierenden Einblick in deren Seelenleben. Die beeindruckende Vielfalt an Raumstimmungen, Einrichtungsstilen und Ambiente spiegelt sich dabei in einem breiten Spektrum therapeutischer Konzepte und Orientierungen wieder, die von den darin tätigen Ärzten und Therapeuten praktiziert werden. Die vom Autor und Fotografen geschaffenen Portraits belegen in ihrer Individualität die Erkenntnis, dass die spezifische Persönlichkeit des behandelnden Therapeuten ein zentraler Faktor im Heilungsprozess ist. Genau diese Persönlichkeit wird in den Fotografien und Texten des Buches deutlich erkennbar.

 

Sebastian Zimmermann

Fifty Shrinks: Portraits aus New York

Portraits aus New York. 2. erweiterte Auflage. 50 Abbildungen. Gebunden

Preis 49,00 € (bestellen)

Stefan Moses: Deutschlands Emigranten

Stefan Moses (1928-2018) zählte zu den bekanntesten deutschen Fotografen der Gegenwart. Einem breiteren Publikum wurde er erstmals 1967 durch das Fotobuch «Manuel» bekannt, das von der Kindheit seines Sohnes erzählte und durch seine unkonventionelle Bildsprache einer neuen Vorstellung vom Jungsein, freiheitlicher Erziehung und offener Gesellschaft Ausdruck verlieh.
Moses fotografierte für alle bedeutenden Zeitungen und Zeitschriften, so für Magnum, Der Spiegel, Stern, Zeit-Magazin, die Süddeutsche Zeitung u.a. Bleibende zeithistorische Dokumente sind seine Serien «Deutsche. Porträts der sechziger Jahre» (1980) und das Gegenstück «Abschied und Anfang. Ostdeutsche Porträts 1989-1990» (1991). Seinen unvergleichlichen Humor spiegelt der Band «Das Tier und sein Mensch» (1997).
«Deutschlands Emigranten» versammelt Porträts, die Moses ab 1949 von Menschen machte, die Deutschland nach 1933 verlassen mussten. Einige von ihnen kehrten nach Ende der NS-Herrschaft zurück, andere blieben im Exil. Man begegnet rund 100 Persönlichkeiten aus Politik und Kunst, die das öffentliche und intellektuelle Leben Deutschlands von 1950 bis heute prägten – unter ihnen Willy Brandt und Herbert Wehner, Ilse Aichinger und Erich Fried, Theodor W. Adorno und Ernst Bloch, Sebastian Haffner und Fritz Stern, Fritz Kortner und Peter Zadek. Zu den Fotografien hat Christoph Stölzl – der viele Jahren freundschaftlich mit Stefan Moses verbunden war – kurze biografische Abrisse und ein Vorwort beigesteuert.

Stefan Moses

Deutschlands Emigranten

192 Seiten mit 186 Fotos im Duoton

Preis 39,80 €

(nur in der Lyrikhandlung erhältlich).

Und die schönen nachfolgenden Gedichtekalender, Literaturkalender oder Postkartenkalender sind immer ein besonderes Geschenk mit Stil und viel Sinn:

Hubert Klöpfer: Gedichtekalender 2022

Ein besonderer Kalender für Freundinnen und Freunde ausgewählter Poesie – und einer ausgeprägten Handschrift. Ein Schmuckstück. Handgeschrieben

Das sind – außer dem attraktiven Deckblatt – 24 Gedichtblätter in faksimilierter Abschrift. Und mit einer Extraseite dazu: Alle Gedichte auch im zweifelsfrei lesbaren Schriftsatz.
Mit zwei Blättern für jeden Monat. Und mit Gedichten von Ernst Blass, Anna Breitenbach, Richard Dehmel, Emily Dickinson, Joseph Eichendorff, Robert Gernhardt, Johann Wolfgang Goethe, Andreas Gryphius, Friedrich Hölderlin, Mascha Kalèko, Kurt Marti, Christoph Meckel, Sappho, Walle Sayer u.v.a.m

Hubert Klöpfer: Gedichtekalender 2022

27 Seiten, Munken Pure Papier, silbermatte Spiralbindung

Preis 25,00 € (bestellen)

 

Aufbau Literatur Kalender 2022

 

Dichterinnen und Dichter aus allen Zeiten und Himmelsrichtungen sollen Woche für Woche altbekannte Begleiter oder Überraschungsgäste sein, Jubilare mit ihren runden Geburts- und Sterbetagen werden bedacht, dazu gibt es Bilder aus ungewöhnlicher Sicht, biographische Ergänzungen und in den Zeitläuften längst gedachte Gedanken von brennender Aktualität. Das ständig aktualisierte Verzeichnis der Geburts- und Sterbedaten enthält über 5.000 Einträge.

 

Aufbau Literatur Kalender 2022
Wandkalender 
Preis 22,00 €  (bestellen)

Arche Literatur Kalender 2022: Aufbrechen und Ankommen

 

Unter dem Motto »Aufbrechen und Ankommen« erkundet der ›Arche Literatur Kalender 2022‹ neue und vertraute Gefilde der menschlichen Erfahrungswelt. In bewährter Optik und in unserem beliebten Format sind bekannte Autorinnen und Autoren aus dem In- und Ausland versammelt, aber auch solche, die es (wieder) zu entdecken gilt.

Auf 53 Wochenblättern erzählen Zitate und Biografien von Aufbrüchen, von Momenten des Ankommens, vom Finden und Zurückkehren. Mit Texten von: Albert Camus, Annie Ernaux, Gabriel García Màrquez, Dörte Hansen, Brigitte Kronauer, Tayari Jones, Toni Morrison, Orhan Pamuk, Lutz Seiler u. v. a. m.

 

Arche Literatur Kalender 2022

Aufbrechen und Ankommen

Wandkalender 

Preis 22:00 € (bestellen)

Der Literatur Kalender 2022

 

Momente der Erinnerung, Texte und Bilder aus der Weltliteratur

Erinnerungen sind Haltepunkte im Leben. Eine Reise, eine vergangene Liebe, ein Sonnenuntergang am Meer, das Haus der Kindheit, eine Melodie, ein Buch. Einen Moment lang sind wir an einem anderen Ort. Manchmal glücklich. Manchmal traurig.

Im neuen Literatur Kalender 2022 berichten Truman Capote und Marguerite Duras, Ruth Klüger und Adam Zagajewski u. v. a. über ganz besondere Momente in ihrem an Begegnungen und Erfahrungen reichen Leben.

Mit der beliebten Mischung aus ungewöhnlichen Fotos, fundierten Text- und Bildinformationen, Kurzbiografien und einem stets aktualisierten Kalendarium enthält dieser Kalender seit Jahrzehnten für Lesende wie Schreibende literarische Fundstücke. Er ist und bleibt ein unentbehrlicher wöchentlicher Begleiter durch das Jahr – ein Longseller.

Hg. von Elisabeth Raabe.Gestaltet von Max Bartholl

Der Literatur Kalender 2022
Momente der Erinnerung, Texte und Bilder aus der Weltliteratur

Wandkalender, 60 Blätter / 53 Fotos / farbig
Preis 22,00 € (bestellen)

Fliegende Wörter 2022

53 Qualitätsgedichte zum Verschreiben und Verbleiben.
Postkartenkalender im 28. Jahrgang 

53 Gedichte aus vielen Ländern und Epochen, jedes für sich typografisch einfallsreich gestaltet. Heiter, träumerisch, lebenssatt, spöttisch, wütend, liebestoll und draufgängerisch – die großen und die kleinen Themen des Lebens werden aus vielen überraschenden Perspektiven betrachtet.

Herausgegeben von Alida Bremer, Andrea Grewe und Ulla Hahn 

Fliegende Wörter 2022

56 Blatt, durchg. vierfarbig 16 x 18 cm, Spiralbindung mit Aufhänger

Preis 22,00 € (bestellen)

Deutsche Gedichte 2022

Ein Gedicht für jeden Tag des Jahres bietet der Harenberg Tageskalender.

Vom Barock bis zur Gegenwart. 

Deutsche Gedichte 2022

320 Blatt (640 Seiten), zweifarbig, zum Aufhängen oder Aufstellen

Preis 12,99 € (bestellen)

Und all das will ja auch schön umwickelt sein: Eine kleine Fotostrecke macht Ihnen vielleicht Lust auf meine Papeterie-Abteilung. Schauen Sie mal….

…und statt Weihnachtsplätzchen gibt’s bei mir kleine „Lyrikappetizer“: jeder Kunde darf in meine Schale mit auf Transparentpapier gedruckten und gerollten Zufallsgedichten greifen und ein Gedichte-Los ziehen… mit schöner Poesie zum Nachdenken, zum Verinnerlichen, zum Wiederlesen und zum Neu-Entdecken…

Eine schöne und friedliche Zeit …et n’oubliez pas de revenir!

Auf ein baldiges Wiedersehen, Ihre Ulrike Geist

PS: Und wenn Ihnen mein Lyrikbrief gefällt, dann leiten Sie ihn doch weiter an Freunde, Bekannte und Kollegen…Danke dafür!

Lyrikbrief # Oktober 2021  –  Vom Lauschen und Zuhören

Vom Lauschen und Zuhören

Die Abstandsregeln haben es bisher kleineren Läden, wie der meine einer ist, sehr schwer mit dem „zu Gehör bringen von Lyrik“ gemacht. Mehr als 10-12 Menschen dürfen sich unter diesen Bedingungen hier bei mir im Laden nicht aufhalten. Dabei gehört Lyrik „er-hört“.

Helfen, diese Lücke zu füllen können aber vielleicht Hörbücher, ein Lesen mit den Ohren als Ersatz für analoge Lesungen vor Ort.

In Streaming-Zeiten auf Hörbücher hinzuweisen, mag „stehengeblieben“ wirken. Und doch will ich in diesem Newsletter diesen Versuch unternehmen, da es auf dem Buchmarkt immer noch einzigartige Hör-CDs gibt, die man auf keinem Streaming-Dienst finden kann. Tauchen Sie ein in den Klang, den Rhythmus, und entdecken Sie die DichterInnen wieder ganz neu.

Die Art der Rezeption von Literatur und insbesondere von Lyrik übt eine entscheidende Wirkung auf uns aus. Denn ob wir Selbstlesen, dabei mit den Augen nach oben oder links springen, mit den Händen vor- und zurückblättern, oder einem Kinde gleich, all das zurückfahren, um uns der Stimme eines Vorlesers oder einer Vorleserin zu überlassen – wir werden Andere in dieser Hingabe, ein inneres Theater beginnt.

So vermag eine kompetente Lesestimme aus einem Text durch seine dramaturgischen Möglichkeiten ein strahlendes, aufregendes Ereignis zu machen. Mit dem richtigen Sprecher oder der richtigen Sprecherin kann ein guter Text noch besser werden. Er oder sie kann Geschichten und Gedichte durch seine Art des Erzählens noch lebendiger machen. Nicht ohne Grund verdienen Profis mit ihren Stimmen eine ganze Menge Geld.

Nochmals anders ist die Wirkung, wenn ein Text gar von seinem eigenen Verfasser oder der Verfasserin eingelesen wird. Es ist ein besonderes Moment in Originaltonaufnahmen dem Klang einer bisher nie gehörten und meist auch nicht professionalisierten Stimme zu lauschen. Die von den AutorInnen noch selbst eingesprochenen Gedichte vermögen es, uns tiefer und ganz besonders zu berühren, da die dichterische Intention noch eigentlicher zum Ausdruck kommt. Wir haben dabei das Gefühl, dass Werk und Stimme zu einer Einheit verschmelzen und wir vielleicht so etwas wie einem fast archetypischen, authentischen Zugriff und Moment beiwohnen.(Einige dieser Stimmen sind jedoch nur noch bei mir als CD erhältlich, im übrigen Handel leider nur noch als download-Version

Beginnen wir mit den professionell eingesprochenen Texten

Paul Celan/Jens Harzer – Eine Annäherung

Gedichte gelesen von Jens Harzer
ausgewählt von Barbara Wiedemann

 

Der Preis der deutschen Schallplattenkritik zeichnet ganz zu Recht auf seiner aktuellen Bestenliste die Produktion »Paul Celan/Jens Harzer – Eine Annäherung« in der Kategorie Wortkunst aus.

Ein großer Schauspieler nähert sich einem großen Dichter. Wir hören eindrucksvolle Interpretationen, suchende Varianten. Jens Harzer findet den richtigen Ton, erklärt Motive, hält der Traurigkeit stand, unterbricht die Aufnahme, beginnt wieder von vorne, sinnt über einen Doppelpunkt nach und ringt um die eigene Melodie, obwohl er die Stimme des Dichters immer im Kopf hat. Harzer ist nicht nur ein genialer Schauspieler und Celan-Interpret. Er lässt uns vor allem auf faszinierende Weise teilnehmen an der Produktion dieses Hörbuchs, das einzigartige Sprach- und Sprechkunst vermittelt.

 

Paul Celan/Jens Harzer – Eine Annäherung

2 CDs mit Booklet
22,00 Euro
(bestellen)

Friedrich Hölderlin: Turmgedichte

 

Gesprochen von Christian Reiner

 

Friederich Hölderlin (1770-1843) lebte jahrzehntelang entmündigt in der Obhut eines Tischlermeisters und dessen Tochter in einem Tübinger Turmzimmer. In dieser Klausur entstanden Gedichte in einem für Hölderlin ungewöhnlich gelösten und ruhigen Duktus. Diese sogenannten „Turmgedichte“ umfassen etwa 50 Texte, von denen viele mit Namen wie „Buarotti“ oder „Scardanelli“ unterzeichnet sind. Der Wiener Schauspieler, Stimm- und Sprechkünstler Christian Reiner nähert sich auf der vorliegenden, im Januar 2012 von Manfred Eicher und Wolf Wondratschek gemeinsam produzierten, Aufnahme, 25 dieser Gedichte behutsam aber mit großer Ausdruckskraft. Reiner, dessen Arbeiten häufig im Zwischenbereich von Sprache und Musik angesiedelt sind, wurde 1970 in München geboren, studierte u.a. Gesang und Phonetik und hat u.a. mit den Stuttgarter Philharmonikern, Michael Moore und Hanns Zischler zusammengearbeite

Friedrich Hölderlin: Turmgedichte

Hörbuch CD

19,99 Euro 

(nur in der Lyrikhandlung als CD erhältlich)

Hölderlin, gelesen von Bruno Ganz

 

Die Idee zu dieser Produktion entstand nach einer Lesereise im Frühjahr 1983: Bruno Ganz las mit großem Erfolg in Theater- und Konzertsälen aus den Werken Friedrich Hölderlins. Seine Interpretation der Gedichte ist nun auf einem Album nachzuvollziehen.
Bruno Ganz liest Hölderlin, zurückhaltend, ohne Pathos, nachdrücklich. Eine Annäherung, zu der auch die ebenfalls auf der Platte enthaltenen Gedichte von René Char, Johannes R. Becher und Paul Celan beitragen mögen.

Bruno Ganz galt als einer der namhaftesten deutschsprachigen Schauspieler. Seine ersten Erfolge hatte er an Peter Steins Schaubühne in Berlin. Später trat die Theaterarbeit zugunsten seines Engagements für den Film in den Hintergrund. Er arbeitete unter anderem mit den Regisseuren Rainer Hauff (»Messer im Kopf«), Alain Tanner (»In der weißen Stadt«), Volker Schlöndorff (»Die Fälschung«) und Wim Wenders (»Der Amerikanische Freund«) zusammen.

Hölderlin, gelesen von Bruno Ganz

Hörbuch CD,

Preis: € 19,99 (bestellen)

Ingeborg Bachmann / Paul Celan: Herzzeit Briefwechsel

Gelesen von Johanna Wokalek und Jens Harzer

Die Liebesbeziehung zwischen den beiden bedeutendsten deutschsprachigen Dichtern nach 1945 beginnt in Wien der Nachkriegszeit. Bachmann studiert dort Philosophie, für Paul Celan ist Wien eine Zwischenstation. Im Mai 1948 lernen sie einander kennen, Ende Juni geht er nach Paris. Ihr Briefwechsel nach der Trennung ist zuerst schütter, verläuft zögernd, dann setzt er sich fort in immer neuen dramatischen Phasen. Jede dieser Phasen hat ihr eigenes Gesicht: ihren besonderen Ton, ihre Themen, ihre Hoffnungen, ihre Dynamik, ihre eigene Form des Schweigens.

Der Briefwechsel zwischen den Jahren 1948 und 1961 ist das bewegende Zeugnis einer Liebe nach Auschwitz, mit allen symptomatischen Störungen und Krisen aufgrund der so konträren Herkunft von Ingeborg Bachmann und Paul Celan und ihrer schwer zu vereinbarenden Lebensentwürfe als Frau und als Mann und als Schreibende.

Ingeborg Bachmann / Paul Celan: Herzzeit Briefwechsel

Hörbuch 4 CDs mit Booklet 28 Seiten

26,80 Euro (bestellen)

Tiefer beugen sich die Sterne – von Else Lasker-Schüler, gesprochen von Nina Hoger

Else Lasker-Schüler dichtete ihr Leben und lebte ihre Dichtung. Eine chronologische Auswahl an Gedichten, Briefen, Prosatexten sowie biografische Eckdaten vermitteln einen Einblick in das Leben und künstlerische Schaffen der außergewöhnlichen Dichterin. Die Lyrik und Prosa Else Lasker-Schülers, gelesen von Nina Hoger, werden vom Ensemble Noisten musikalisch begleitet und umgesetzt. Jüdische Klezmer-Musik verbindet sich mit Elementen des Jazz und der Weltmusik. Else Lasker-Schüler singe drinnen im Herzen, wo sie die Bilder der Seele bewahre. Ihre Lyrik sei Musik. Und so fängt Reinald Noisten mit seiner Klarinette ihre Bilder auf. Begleitet von Gitarre, Tablas (Trommeln) und Kontrabass lässt er sie in mal langen, seufzenden, dann wieder temperamentvoll tanzenden und leidenschaftlichen Tönen nachklingen.

Tiefer beugen sich die Sterne

Audio CD

19,80 Euro (bestellen)

…und nun zu den Hörbüchern mit Originaltonaufnahmen…

 

Gottfried Benn: Einsamer nie

 

Gedichte und Prosa, Lesung, O-Ton mit Gottfried Benn

Gottfried Benns lyrisches Werk gehört zum Sprachgewaltigsten, was die deutsche Literatur des 20. Jahrhunderts hervorgebracht hat. Die Auswahl dieser CDs setzt nicht einseitig auf Bekanntes, sondern lädt zu neuen Entdeckungen ein. Der melancholische Klang von Gottfried Benns Stimme und die leise Musikalität seines Vortrags verleihen den Texten eine ganz eigene Intensität.

Inhalt: 35 Gedichte aus den Lyriksammlungen “Statische Gedichte”, “Destillationen. Neue Gedichte”, “Ausgewählte Gedichte” und anderen (Wer allein ist, Einsamer nie, Gedichte, Aus Fernen, aus Reichen, Worte, Bilder, Sopransolo, Lebewohl, Nur zwei Dinge, Reisen, Das Ganze, Dennoch die Schwerter halten, Epilog 1949, Der Knabenchor, Denk der Vergeblichen, Satzbau, Zerstörungen, Sieh die Sterne, die Fänge, Du mußt dir alles geben, Abschied, Kommt, März, Anemone, Astern, Die Züge deiner, Dann, Jena, Du übersiehst dich nicht mehr, Der Dunkle, Teils-Teils, 1886, Keiner weine, Nebel, Melancholie, Einst), “Urgesicht” (Essay), “Der Ptolemäer” (Ausschnitt aus der Erzählung), “Soll die Dichtung das Leben bessern?” (Rundfunkvortrag).

Gottfried Benn: Einsamer nie

Hörbuch CD, 2 CDs

19,95 Euro (bestellen)

Paul Celan: Todesfuge

 

Gedichte und Prosa 1952-1967, Lesung, O-Ton mit Paul Celan. Mit bisher unveröffentlichten Aufnahmen.

Seine Dichtung ist Weltliteratur voller Musikalität und Formkraft, die das Äußerste an menschlicher Erfahrung ins Wort setzt. Für die ganz besondere Art, seine Gedichte vorzutragen, war Paul Celan berühmt. Zwischen seiner viel diskutierten Lesung 1952 vor der Gruppe 47 bis zu seinem Tod als gefeierter Lyriker liegen knapp zwei Jahrzehnte, in denen Celan seine Gedichte in zahlreichen Rundfunk- und öffentlichen Lesungen vortrug und seinen Stil nach und nach veränderte. In dieser neuen Zusammenstellung sind diese Originalaufnahmen erstmals gesammelt zu hören.

Ausführlicher Begleittext mit Hintergründen zu Celans Leben, Werk und den Lesungen von Spezialist Hans-Ulrich Wagner.

 

Paul Celan: Todesfuge

Hörbuch CD

18,00 Euro (bestellen)

Ingeborg Bachmann: Die gestundete Zeit

 

Frühe Gedichte und Prosa, Lesung, O-Ton mit Ingeborg Bachmann

 

Erster Teil der großen Bachmann-Edition
Sie ist die Ikone der deutschen Dichtung, die von ihr erhaltenen Lesungen sind ein Mythos. In bizarren Bildern und kühner Sprache entfalten die Gedichte von Ingeborg Bachmann ihre tiefe Kraft. Früher publizistischer Erfolg, der Preis der Gruppe 47, ihr Foto auf dem SPIEGEL, ihre Beziehung zu Paul Celan – Stationen eines Lebens, das hinter den von ihr gelesenen Texten aus den Jahren 1948-1956 steht.

Ingeborg Bachmann:

Die gestundete Zeit

Hörbuch CD, 1 CD

14,95 Euro (bestellen)

(nur in der Lyrikhandlung als CD erhältlich)

Ebenso in dieser Edition ist erschienen:

 

Ingeborg Bachmann: Erklär mir, Liebe

 

Gedichte 1948 bis 1957, Lesung, O-Ton mit Ingeborg Bachmann

 

Sie begeisterte alle: Bewundert von der legendären Gruppe 47, von Paul Celan, Max Frisch und Heinrich Böll, zählt Ingeborg Bachmann unbestritten zu den bedeutendsten Schriftstellerinnen des 20. Jahrhunderts. Die in Klagenfurt geborene Dichterin, Roman- und Hörspielautorin schrieb sich ins Gedächtnis einer ganzen Nation ein; ihre Lesungen sind Mythos. Eine Auswahl aus ihren lyrischen Werken von 1948 bis 1957, u. a. die berühmten Gedichte “Die gestundete Zeit”, “Anrufung des Großen Bären”, “Erklär mir, Liebe” oder “Die große Fracht”, eröffnen ein Panorama ihrer bildschöpferischen Intensität; ihre klare, tastende Stimme haucht ihrer legendären Aura neues Leben ein. Mit einem ausführlichen Booklet-Text zu Leben und Werk von Hans Höller.

Ingeborg Bachmann: Erklär mir, Liebe

Hörbuch CD

14,95 Euro (bestellen)

T.S. Eliot: Poems

 

The Waste Land und weitere Gedichte, O-Ton mit T.S. Eliot, Hans Magnus Enzensberger, Gert Heidenreich, Stefan Hunstein, Hanns Zischler

T.S. Eliots Lyrik muss man hören wie Musik. Ob in der kraftvollen Rezitation des Autors selbst oder in den präzisen Lesungen der deutschen Übertragungen: Atemlos lauscht man den freien Rhythmen seiner Sprachmelodie, staunt über die musikalische Komposition der Texte und entdeckt, wie aus seinen mystisch-abstrakten Begriffen Bilder entstehen.

Enthält: englische Originalaufnahmen des Nobelpreisträgers aus dem Jahr 1947 sowie die deutschen Übertragungen der Gedichte von Norbert Hummelt, Eva Hesse, Hans Magnus Enzensberger u. a., gelesen von Gert Heidenreich, Hans Magnus Enzensberger, Stefan Hunstein und Hanns Zischler. Mit einem Essay von Durs Grünbein.

T.S. Eliot: Poems

Hörbuch, 2 CDs

19,95 Euro (bestellen)

(nur in der Lyrikhandlung als CD erhältlich)

William Butler Yeats: Gedichte/Poems

 

O-Ton mit William Butler Yeats, Burghart Klaußner, Bibiana Beglau, Hanns Zischler, Dylan Thomas, Siobhan McKenna, Cyril Cusack, Wolfram Koch

Nobelpreisträger William Butler Yeats schrieb berührende Liebeslyrik, er beschwor die keltische Dämmerung und ein mythisches Byzanz. Seine stilistische Vielfalt – vom Volkslied bis zum formstreng komponierten Liebesgedicht – spiegelt sich in den unterschiedlichen Lesungen wider: in den kraftvollen Rezitationen des Autors und Dylan Thomas’ sowie den legendären englischsprachigen Lesungen aus den Fünfzigerjahren. Hanns Zischler, Bibiana Beglau, August Diehl u. a. bringen deren Zauber in den deutschen Übersetzungen neu zum Klingen.

Enthält in deutscher und englischer Sprache: “Die Seeinsel von Innisfree”, “Der Geiger von Dooney”, “Das Lied der alten Mutter”, “Das Lied des irrenden Aengus”, “Kein zweites Troja”, “Die Maske”, “Ein Rock”, “Die wilden Schwäne auf Coole”, “Zerbrochene Träume”, “Salomo und die Zauberin”, “Das Zweite Kommen”, “Seereise nach Byzanz”, “Leda und der Schwan”, Aus “Ödipus auf Kolonos”, “Ein Zwiegespräch zwischen Selbst und Seele”, “Für Anne Gregory”, “Drei Dinge”, “Byzanz”, “Nach langem Schweigen”, “Lapislazuli”, “Die drei Sträucher”, “Der alte Wüstling”, “Wie als Greis nicht rasend sein?”, “Die Tröstung des Cuchulain”, “Neuigkeiten für das Orakel von Delphi”, “Wasserläufer” und “Der Verrat der Zirkustiere”

William Butler Yeats: Gedichte/Poems

2 CDs Übersetzt von Norbert Hummelt, Marcel Beyer, Mirko Bonné, Gerhard Falkner, Christa Schuenke

19,99 Euro (bestellen)

(nur in der Lyrikhandlung als CD erhältlich)

Jan Wagner: Selbstporträt mit Bienenschwarm

 

Regentonnenvariationen und andere ausgewählte Gedichte, Auswahl mit Jan Wagner

Schon in seinem Debüt mit dem hochfliegenden Titel “Probebohrung im Himmel” war all das da, was Jan Wagners Gedichte auszeichnet: Eleganz und Witz, Virtuosität und Neugier, Präzision und kühle Sinnlichkeit. Anderthalb Jahrzehnte und sechs Gedichtbände später hat seine Dichtung an Intensität und Reichweite gewonnen – mit mehr Preisen, aber auch mit mehr Publikum kann kaum ein Lyriker aufwarten. Das ist wunderbar, aber kein Wunder: Gedicht für Gedicht, Vers für Vers vermittelt “Selbstporträt mit Bienenschwarm”, warum das so ist und was diese Lyrik vermag.

Jan Wagner: Selbstporträt mit Bienenschwarm

Hörbuch 2 CDs

19,99 Euro  (bestellen)

(nur in der Lyrikhandlung als CD 

Mascha Kaléko spricht Mascha Kaléko – Interview mit mir Selbst

 

Viele Gedichte, von Mascha Kaléko selbst gelesen, wurden für dieses Album zusammengetragen; umrahmt von Texten, die durch Leben und Werk Mascha Kalékos führen und von Gisela Zoch-Westphal verfasst wurden, einer Vertrauten der Dichterin und Herausgeberin der Kaléko-Bände Die paar leuchtenden Jahre, In meinem Herzen läutet es Sturm und Verse für Zeitgenossen

Mascha Kaléko spricht Mascha Kaléko – Interview mit mir Selbst

Hörbuch CD

17,99 Euro (bestellen)

Friederike Mayröcker/Lesch Schmidt: Requiem für Ernst Jandl

 

mit Dagmar Manzel

 

»Du mein Blutkörperchen, du mein armes wildes Blutkörperchen … «

Die Totenklage für ihren im Frühsommer 2000 verstorbenen Gefährten Ernst Jandl hat Friederike Mayröcker in dem ihr eigenen, klar artikulierten Duktus ins Mikrofon gesprochen. Diese leidenschaftliche, aber unsentimentale Hymne auf eine große Liebe hat der Komponist Lesch Schmidt mit Musik für Klavier, Geige, Kontrabass, Tuba, Flöte, Saxophon, Schlagzeug und die Stimme von Dagmar Manzel zu einem Lamento von berückender Intensität verwoben.

Friederike Mayröcker/Lesch Schmidt: Requiem für Ernst Jandl

Hörbuch CD mit Booklet
18,90 Euro (bestellen)

Ilse Aichinger: Schriftstellerin

 

Ein akustisches Portrait mit Originaltönen von Ilse Aichinger und Interviewsequenzen.

Die österreichischen Autorin Ilse Aichinger, geboren 1921 in Wien, ist eine der wichtigsten Autorinnen der deutschsprachigen Nachkriegsliteratur. Neue Interpretationen von Texten ergänzen historische Originaltöne, biografisch kommentiert von Michael Krüger..

Ilse Aichinger: Schriftstellerin

1 CD mit 20-seitigem Booklet
18,90 Euro (bestellen)

(nur in der Lyrikhandlung als CD erhältlich)

Und den Schlusspunkt dieses Newsletters machen drei wunderbare Popexperimente mit Lyrik von Ulrike-Almut Sandig, Thomas Brasch und Mascha Kaleko…Dichtung für die Freunde der Popmusik!

 

Märzwald

 

von Ulrike Almut Sandig und Marlen Pelny

Wo hört das Singen auf, wo fängt das Sprechen an? In ihrem Geschichtenband FLAMINGOS hat Ulrike Almut Sandig gezeigt, mit welch unterschiedlichen Stimmen man erzählen kann. Ihr neuer Gedichtband DICKICHT versammelt Texte, die beides in einem sind: liedhaft und erzählend. Hier kommt das Album über die Verwandtschaft zwischen Musik und gebundener Sprache: Mit MÄRZWALD laden Ulrike Almut Sandig und die Singer-Songwriterin Marlen Pelny in einen Wald aus Text und Musik. So rhythmisch wie klangvoll liest Ulrike Almut Sandig Gedichte aus ihren Bänden DICKICHT und STREUMEN; Marlen Pelny begleitet sie mit Gitarre und Stimme. Das Ergebnis ist ein dritter Weg neben Gedicht und Songpoetry und beglückt nebenbei auch die Freunde der Popmusik, die immer behaupten, Gedichte wären nichts für sie. Aber wer will schon weg,

Märzwald

Audio-CD: Dichtung für die Freunde der Popmusik

14,95 Euro

(nur in der Lyrikhandlung als CD erhältlich)

Woanders von Masha Qrella – mit Texten von Thomas Brasch

Als Masha Qrella 1975 als Mariana Kurella in Ost-Berlin geboren wird, ist der Schriftsteller, Dramatiker und Regisseur Thomas Brasch bereits 30 Jahre alt und steht kurz davor, per Ausreiseantrag in Folge einer Resolution gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann die DDR zu verlassen. Im Jahr darauf kehren er, seine damalige Freundin Katharina Thalbach und ihre Tochter dem Land den Rücken. In der alten BRD wird er mit Preisen für seine Film- und Theaterarbeiten ausgezeichnet und gefeiert. In der wiedervereinigten Bundesrepublik stirbt Thomas Brasch nach turbulenten Jahren schließlich 2001 an Herzversagen.

Masha Qrella gilt zu diesem Zeitpunkt bereits als Hoffnung der neuen Berliner Musikszene zwischen den Clubs Galerie Berlin-Tokyo und Maria am Ostbahnhof. Sie spielt in Bands, die Mina oder Contriva heißen, und bietet mit ihrer Musik das Berliner Postrock-Pendant zu dem, was zeitgleich in London oder Chicago von Bands wie Stereolab oder Tortoise gespielt wird. „Unsere Musik kam ohne Worte aus, sie war eine Fahrkarte in den Westen“, sagt sie später über diese Zeit.

„Woanders“ heißt nun das erste deutschsprachige Album von Masha Qrella, das nun erscheint. Der Tag der Veröffentlichung ist nicht zufällig gewählt, es wäre der 76. Geburtstag von Thomas Brasch gewesen, von dem alle Texte auf diesem Album stammen.

Thomas Brasch hatte sich Zeit seines Lebens immer gewünscht, dass seine Lyrik vertont wird. Und es ist wirklich erstaunlich, wie gut sich seine Texte als Pop-Lyrics eignen. Das ist aber vor allem auch das Verdienst von Masha Qrella, die ihre Interpretations-Künste bereits 2009 mit einem Album von Kurt Weill- und Friederich Loewe-Songs eindrucksvoll unter Beweis gestellt hatte.

„Woanders“ ruft uns allen in Erinnerung, was für ein großer Lyriker Thomas Brasch war, und es zeigt zugleich, welch tolle Musikerin Masha Qrella ist.
Im November 2021 jährt sich der Todestag von Thomas Brasch zum 20. Mal. Masha Qrella wird mit ihrem Trio versuchen, diese Songs so oft wie möglich auf die Bühnen zwischen Theaterwelt und Clubkultur zu bringen. Für das heimische Zimmer gibt es unabhängig von den akuten Sorgen des Live-Betriebs dieses reichhaltige, lyrisch-dichte, traumwandlerische Album, das uns jederzeit „Woanders“ hinzuführen vermag.

Woanders

Audio-CD

Preis: € 15,99 (bestellen)

Dota: Kaléko

Liedermacherin Dota hat noch nie Musik von der Stange gemacht. Im Gegenteil: Sie gehört zu den spannendsten Künstlerinnen der deutschen Popmusik.

Für ihr 2020er-Album hat sie sich trotzdem ein außergewöhnliches Konzept überlegt: »Kaléko« heißt ihre Hommage an eine besondere Dichterin.
Die Poesie von Mascha Kaléko mit ihrer schlichten Eleganz und zeitlosen Strahlkraft entstand in den 1920er und 30er Jahren in Berlin, bevor die Zeitgenossin von Joachim Ringelnatz und Erich Kästner als deutsche Jüdin nach New York emigrieren musste.
Die innige, bisweilen ironische, oft herzblutig beseelte Großstadtlyrik Kalékos passt Dota Kehr wie angegossen – und nicht nur ihr. Passend zu den Gedichten und ihren einfühlsamen Vertonungen hat sich Dota wunderbare Duett-Partner*innen ins Studio geholt:

Dota: Kaléko

Audio-CD mit Bonus CD

20,99 Euro (bestellen)

Ich habe wieder neue Erstausgaben und signierte Bücher erhalten: darunter sind Carolin Callies, Ulrike Almut Sandig, Ursula Krechel, Friederike Roth, Günter Eich, Christoph Meckel, Ernst Meister und anderen…

 

Und wenn Ihnen mein Lyrikbrief gefällt, dann leiten Sie ihn doch weiter an Freunde, Bekannte und Kollegen…Danke dafür!

 

Et n’oubliez pas de revenir!!!

 

Mit einem Gruß in Ihren Herbst

Ulrike Geist

Lyrikbrief # September 2021  –  Über die Vorder- und Rückseiten des Glücks oder Lyrisch Lieben…

Wenn etwas an Lyrik regelmäßig in den wenigen hierfür vorgesehen Regalen der Buchläden zu finden ist, dann sind es Sammlungen von Liebesgedichten, die allezeit einen geneigten Leser und eine verehrte Leserin gefunden haben. Gedichte über die Liebe, von der Antike bis in die Gegenwart, manchmal stille Erotik, oftmals Klagen, aber auch manchmal Verse, die von jener Euphorie und dem Glück, das man gelegentlich bei Schwebenden gesehen hat, bis sie wieder auf dem Boden landeten, durchtränkt sind. Liebeslyrik war und ist vor allem ein Genre der Affirmation, der Verheißung, der Versprechen, des Zusammenfindens und des sich wieder Verlassens. Und sie dürfte das älteste Lyrikthema der Welt überhaupt sein.

Da ist von kanonischer Bedeutung die antike griechische Dichterin Sappho. Die vierzeilige Sapphische Strophe nach ihr benannt und geht auf sie zurück. Sie gilt als wichtigste Lyrikerin des klassischen Altertums und die Liebe ist das zentrale Thema in Sapphos Leben – und in ihren Gedichten.

Sappho
Liebesgedichte
insel
Taschenbuch, 7,00 Euro (bestellen)


Sappho

„Und ich schlafe allein“
Gedichte (textura)
16,95 Euro (bestellen)

 

Da ist im Mittelalter der Minnesang– nicht nur unter Mediävisten bekannt dürften hier die Gedichte Walthers von der Vogelweide sein – die „Un-erwidertheit“ des Begehrens ist die Voraussetzung dieser hoch ritualisierten Form der gesungenen Liebeslyrik.

Da sind die allseits bekannten Liebesgedichte des immer eifrig liebenden Goethe sowie die Gefühle, die Seele, die Individualität und Leidenschaft umkreisende Lyrik der Romantik.

Liebeslyrik und auch Liebeslieder sind also ein Standard in allen Genres und dennoch sollen diese Worte, wenn es darauf ankommt, das Einzigartige und ganz Besondere bezeichnen helfen. Wie aber vermag es unsere Sprache, ohne abgenutzte Floskeln zu verwenden, das Allerintimste und Persönlichste, das uns überhaupt betreffen kann, zu formulieren?

Und auf welche Weise kann man gerade im gegenwärtigen Heute von Liebe sprechen? Oder wie kann man Neues oder Anders von der Liebe erzählen? Welches vielleicht neue Verständnis von Zusammensein kann hier thematisiert werden? Wie klingt das heute und heutig, wenn die Liebe besungen wird?

Jedenfalls nicht nach kitschiger Romantik und sentimentalem Pathos, denn es werden auch die Rückseiten, Wundränder, Brüche und Verletzungen neben all den Versprechungen von Vereinigung und der Herrlichkeit der Liebe aufs vielfältigste bedichtet. Einige mir wichtige LyrikerInnen, die damit ringen und versuchen, die Liebe im Heute zu besingen, seien hier zur neuerlichen oder ersten Lektüre empfohlen.

Da ist gleich zu Anfang Helga M. Novak zu nennen, „Die mit dem dünnen Fell / Die mit den weichen Augen / Die mit dem schroffen Maul“, so hat Jürgen Fuchs einen 1983 erschienenen Essay über Helga M. Novak überschrieben, Helga M. Novak, die 1966 aus der DDR wegen „regimekritischer Tätigkeiten“ ausgewiesen wurde.

Kann nicht steigen nicht fallen

sieht so aus als hätte / ich das Fliegen verlernt / kann nicht steigen nicht fallen / flügellahm / sitze ich da und brüte / Liebeserklärungen aus dabei gibt es eine Menge Vögel / die sich nie von der Erde lösen / und springen und stolzieren / mit gewölbten Federn / durch das wehende Gras ich bin für heute ein Wasserhuhn / und such dich im Schilf / wo du mit Sicherheit / an deinen vielen schwarzen Haaren / dich verheddert hast / denk bloß nicht ich mache dich los

Einige Jahrzehnte früher entstanden die Liebesgedichte Marina Zwetajewas, der bedeutendsten russischen Dichterin neben Anna Achmatowa. Sie ist eine der großen Liebesdichterinnen der Weltliteratur und der Moderne, die dem uralten Thema völlig neue, unerhörte Klänge – und Klagen – abgewinnt. Liebe, Leidenschaft, Leben, Literatur hingen für sie aufs widersprüchlichste und radikalste zusammen. Sie selbst umschreibt ihr Verhältnis zur Liebe so: „Ich bin keine Heroin der Liebe, ich verliere mich niemals an den Geliebten, immer – an die Liebe.“

Hügel rund um Moskau schimmern blau, / Staub und Teer liegt in der Luft, der lauen, / Meinen Tag verschlaf ich, lache, glaube: / Jetzt genese ich vom Wintergrau. / Ich schleich mich nach Hause möglichst leise: / Ungeschriebene Verse reun mich nicht! / Räderlärm, gebrannte Mandeln sind für mich / Kostbarer als alle öden Zeilen. / Und mein Kopf ist so entzückend leer, / Deshalb wohl: mein Herz will überquellen! / Meine Tage sind wie kleine Wellen, / Die ich sehe von der Brücke her. / Viel zu zärtlich sind gewisse Blicke / In der zarten Luft, erwärmt ganz leicht … / Ich werd krank vor Sommer, werde weich – / Kaum genesen von den Winterknicken.


Marina Zwetajewa
Lob der Aphrodite
Gedichte von Liebe und Leidenschaft
24,00 Euro (bestellen)

Ilma Rakusa hat nicht nur die Liebesgedichte Zwetajewas in obigem Band ausgewählt, sondern sie bringt sich 15 Jahre nach ihrem letzten Gedichtband, Love after Love, auch wieder als Lyrikerin in Erinnerung.

Traum

 

Plötzlich kauerte sich der Mann in eine Ecke, / holte sein Instrument hervor
und spielte. / Ich sah seine Finger auf den Saiten / des Oud, / er war glücklich. Das Gesicht kam danach, / der Blick. / Weil ich so reizvoll bin, / sagten die Augen. / Wir schauten uns an, / wir schauten. / Warum ich mich nicht entblösse. / Das klang angenehm, / wie ein hängender Vers. / Ich kreuzte die Arme über der Brust. / Er spielte. / Es war eine Nacht ohne Phobien. / Draussen schliefen die Berge. / Alles gut. / Als er aufstand, nannte er sich / einen Syrer. / Er war wie eine zarte Hochzeitsfigur. / Wer hatte ihn mir prophezeit? / Keine posthumen Küsse, / sagte sein Mund. / Ich vergass die letzten Verwandten, / was mich verband und nicht verband. / Ich wartete. / Fremd holte er mich / heim.

Ilma Rakusa
Impressum: Langsames Licht, Gedichte
Literaturverlag Droschl
20,00 Euro (bestellen)

Und wie klingt die Liebe im Portugiesischen?

 

„Was ist ein Name?“, fragt Ana Luísa Amaral, die beliebteste Lyrikerin Portugals und eine der großen Dichterinnen unserer Zeit. In einer klarsichtigen Sprache, die in der Tradition von Dickinson und Szymborska steht, leistet sie ihren Offenbarungseid: Worte können nichts festhalten, außer der Flüchtigkeit der Dinge. „Ich bin eine Frau von gar nichts / nicht einmal Besitzerin meiner selbst“, beschreibt sie sich in einem Gedicht. Den Vorsatz ziert ein Zitat aus Romeo und Julia:

 

„What’s in a name? That which we call a rose / By any other name would smell as sweet“

 

Spiegelungen

 

Ich sehe dich im Glas / gespiegelt/ und das Herz in der Nacht/ Und mein Verlangen nach dir/ sind innerlich Tränen/ so schmerzend tief/ dass wenn es nicht so wäre:/ die Zeit zu leben;/ und wir aneinander vorbei;/ und hätte ich die Kraft;/ und wäre das Fenster neben mir / hoch und zu gebrauchen/ würde ich mit Liebe dein Spiegelbild überfließen/ und in Glassplittern/ in dich eintauchen.

Ana Luisa Amaral

Was ist ein Name

Gedichte. Edition Lyrik Kabinett
20,00 Euro (bestellen)

Eine jüngere, neue Stimme zählt zu meinen Lieblingslyrikerinnen: Mit sicherem Gespür für das treffende und klare Bild gelingen Nadja Küchenmeister kurze Momentaufnahmen des Glücks ebenso wie weite erzählerische Bögen. Mit wunderbarer Detailgenauigkeit, mal innig und zart, dann wieder herb und lakonisch, geht sie den Spuren ihrer Herkunft nach, schreibt die Geschichte der Liebe fort und beleuchtet fremde Schicksale. Ihre einprägsame, melodische Sprache lockt abgesunkene Bilder und Töne hervor und verwebt sie zu einem furiosen Gesang über Leben und Tod.

 

unter dem wacholder

 

I

 

unter dem wacholder liege ich und träume dir zu. / ich erinnere mich. wir berühren uns nicht. keine / scham. kein nervenflattern reicht an mich heran. / keine gewaltigen stürme, die sonst immer nahen / nahen. trockne ich die netzhaut ab, mein ganzes / leben lang? vielleicht singe ich auch oder falte/ die hände über dem bauch und warte. etwas betet / in mir. wer in die wüste geht zum sterben, der kann
/ sterben oder unter dem wacholder noch den rest vom/ leben erben: in der bibel käme jetzt ein engel zu elia / aber hier? rette, was es noch zu retten gibt. ich träume / von sternen, träume von dir, wie von einer wasserquelle.

 

II

 

da versickerst du vor mir, wie auch ein stern versickert / in der dunkelheit. ist das nicht kurios. ich träume / schwarzen raum, in dem sich körper umeinander drehen / und in der schwebe halten, so wie wir. und irgendwann / das lässt sich leider nicht vermeiden, elendig zugrunde / gehen. nur, dass sie gar kein elend spüren, wie ich in mir. / man hat ein teleskop, mehr hat man nicht. oder aber man / hat keines, so wie ich. dann hat man nur, was sich im geist / zu keinem ganzen formen will, mit ausnahme der furcht / vor dir. der ganzen großen furchtsamkeit. körper drehen / sich im all, so lange sie sich drehen können, tanzen sie / wie du mit mir. ach, könnten die körper doch telefonieren.

 

III

 

ab und an ein sonnensturm, keiner redet mehr / davon, sobald es wieder ruhiger wird. bleibe also / innerlich. man geht. man ist gegangen. man hat / sich ausgewrungen. man war ein schwamm. tage. / nächte. wochenlang. verrückt. ich schlief und trauerte / im traum um dich. ich rief und schauerte im raum / um nichts. es falten sich ganze berge in mir / die ich nicht zu bezwingen wage. ich bin versehrt. / ich bin ein bergmassiv. und durch die berge führen / gänge und durch die gänge rinnt etwas, seit anbeginn. / wie gut ich mich erinnern kann. es ist noch alles in mir / drin. ich erinnere mich. wir berühren uns nicht, nie mehr.

Nadja Küchenmeister
Unter dem Wachholder
Gedichte, Schöffling
18,95 Euro (bestellen)

Die Liebe ist auch das Herzstück von Friederike Mayröckers Dichtung, sie ist jener Ur- und Ausnahmezustand, dem nur die Beseelung des Schreibens gleichkommt: sie verzaubert und beflügelt, enthebt von Raum und Zeit und führt doch mitten ins Dasein.

Das schönste Liebesbuch, ein Abschieds- und Erinnerungsbuch Friederike Mayröckers an Ernst Jandl, Mayröckers Lebensliebe…Es beginnt so:

“Meine Nerven waren sehr aufgeregt, und Gertrude Stein sagt, in dem Gesicht stand dasz er, wenn er ein Stück Wiese angeschaut hatte, es immer ein Stück Wiese für ihn gewesen wäre, aber dann habe er die getroffen die er liebte, und wenn er dann auf ein Stück Wiese geschaut hätte, seien auf der Wiese Vögel und Schmetterlinge gewesen, die vorher nicht da waren, das also ist Liebe.“


Friederike Mayröcker hat nach dem Tod ihres Schreib- und Lebensgefährten Ernst Jandl Erinnerungen und Träume, Gespräche und Zitate, Eindrücke und Beobachtungen auf Notizzetteln gesammelt, hat ihren Text geschüttelt und den fruchtbaren Augenblick abgepasst, da Schreiben und Ernten in eins und die Wörter und Sätze wie reife Früchte zu Papier fallen. Entstanden ist eine poetische »Ausschweifung des Gedächtnisses«, die noch die armseligsten und vergänglichsten Dinge in »Magie Partikelchen« verwandelt und sie so bewahrt: »herzhermetisch« geborgen im Innern der Sprache. Und ich schüttelte einen Liebling ist ein bewegendes Buch über die Kraft der Trauer, der Liebe und der Dichtung: Abschied und Wiederkunft in einem.

Friederike Mayröcker 
Und ich schüttelte einen Liebling
Suhrkamp
12,00 Euro (bestellen)

Eine ganz junges, aber fulminantes Debüt aus dem Jahre 2019 ist der Gedichtband Tage- Fragmente von Lisa Goldschmidt:

 

Es WAR WUNDERBAR. / Ich war / kurz angezogen, schließlich NACKZT, Wasser, Sand. Und / es war wirklich bahhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh. Diese / stürrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrmische Nacht. / Du fragtest nach Kuss, einem stürrrrrrrmischen Kuss, wohin will ich / küssen, / auf die Wange, auf die Sti-rrr-n, die Mund, die Schulter. die Lieppen – / Und plötzlich sah ich dich, Louise, in deinem Kostüm

 

Stimmen und Stimmungen, Zeiten und Gezeiten, Bewusstes und Unbewusstes – Lisa Goldschmidt folgt in ihrem Debüt einer Poetik der Entgrenzung, die alles organisch ineinander fließen lässt. Ihre Gedichte sind mineralisierte Gefühlslandschaften, in denen jedes Sentiment seine organische Entsprechung findet (»Karst«); in der Bewegung erstarrte Worttänze (»Vollmond«); poetische Protokolle der Sprachfindung (»Filamente«). Hier schreibt eine junge Dichterin mit einem grenzenlosen Vertrauen auf die Lyrik als Medium der Selbsterkenntnis. Tage Fragmente ist eine bewusstseinserweiternde Leseerfahrung: ambitioniert, bildmächtig, mit offenen Flanken zu konkreter Poesie und Surrealismus.


Lisa Goldschmidt
Tage Fragmente
raniser Debüt
10,00 Euro (bestellen)

Natürlich schreiben auch Männer Liebeslyrik; und ein Gedicht von E.E. Cummings soll hier an prominenter Stelle und deshalb ganz am Ende stehen, nicht nur weil er der einzige männliche hier vorgestellte Lyriker ist, sondern weil mich dieses Gedicht aus dem Jahre 1961, seit ich ihm vor vielen Jahren begegnet bin, stets begleitet.

 

da wohin ich noch nie gereist bin, freudig jenseits / jeder erfahrung, haben deine augen ihre stille: / noch in deiner zartesten geste ist etwas, das mich umschließt, / oder das ich nicht berühren kann, weil es zu nah ist / dein geringster blick schließt mich spielend auf / obwohl ich mich geschlossen habe wie finger, / du öffnest mich blütenblatt um blütenblatt wie Frühling öffnet / (berührend erfahren und geheimnisvoll) seine erste rose / oder wenn es dein wäre wunsch mich zu schließen, / ich und mein leben schließen sich wunderschön, plötzlich / als stellte das herz der blume sich vor / den schnee sorgfältig überall fallend; / nichts das wir in dieser welt wahrnehmen gleicht / der macht deiner starken zerbrechlichkeit: deren textur mich bezwingt mit der farbe ihrer länder, / gebend tod und auf ewig mit jedem atem /  (ich weiss nicht was es ist an dir, das schließt / und öffnet; doch etwas in mir versteht / die stimme deiner augen ist tiefer als alle rosen) / niemand, nicht einmal der regen, hat solch kleine hände


E.E. Cummings
Poems – Gedichte
Beck (textura) Taschenbuch, englisch/deutsch
14,95 Euro (bestellen)

Obiger Band enthält ausgewählte Gedichte des amerikanischen Lyrikers und Malers E.E. Cummings, die das ganze Spektrum von Cummings’ bildstarker und sprachspielerischer Lyrik zeigen. Sinnlich und klug, lustvoll und zart nutzen diese Gedichte das ganze sprachliche Material, Buchstaben und Zeichen, Gestalt und Fläche, um die ewigen Themen der Lyrik, Liebe und Tod, auf eine ganze neue Weise behandeln zu können.

Ebenfalls bei mir vorrätig:

E.E. Cummings
was spielt der leierkasten eigentlich?
Die frühen Sonette
Deutsch Ausgabe, Urs Engeler,
17,00 Euro (bestellen)

E.E. Cummings
39 Alphabetisch
Urs Engeler (Blacklist)
10,00 Euro (bestellen)

Und auch wenn in einer Lyrikhandlung natürlich insbesondere die neuere und neueste Lyrik zu finden ist, so kann ich auch alle lieferbaren Bücher (Belletristik, Sachbuch Hörbuch) für Sie bis zum nächsten Tag bestellen.

Last Order ist 17.00 Uhr.

Einen schönen, gesunden Spätsommer wünsche ich Ihnen, schauen Sie immer wieder einmal rein in der Bursagasse…um vielleicht zu finden, was Sie noch NICHT gesucht haben!

 

Herzlich Ihre/Eure Ulrike Geist

Lyrikbrief # Juni/Juli  –  Avec légèreté und frankophil in den Sommer, très köstlich

 

„Das ist ein Gedicht“ – beschrieb meine Großmutter kulinarische Geschmackserlebnisse der besonderen Art. Sie drückte damit aus, dass ihr etwas außergewöhnlich gut gemundet hatte. Woher aber kommt diese sprachliche Gleichsetzung von Genuss und Poesie, die sich hinter dieser Redewendung verbirgt?
Vielleicht können Sie demnächst dieses Rätsel selbst lösen, denn die Pandemie hat es mir wieder erlaubt, in Frankreich, dem Land der gastrosophischen Beschwörung, Köstlichkeiten wie Muscadet, Bordeaux, Crémant, Pastis, Fleur de Sel, Seife aus Marseille und natürlich die Proust‘schen Madeleines und vieles mehr einzukaufen und für Sie “neben der Kasse” anzubieten.

Und übrigens: Die UNESCO adelte 2010 die „Cuisine Française“ zum immateriellen Weltkulturerbe. Damit erwies sie nicht nur der Tradition des französischen Menüs eine große Ehre, sondern auch dem Schriftsteller Honoré de Balzac. Erst mit seiner „Menschliche Komödie“ hielt das Essen Einzug in den französischen Roman. Aber zurück zur Ausgangsfrage, der Verbindung von Genuss und Poesie…über die Madeleines und ihren Genuss, in Tee getränkt kommen wir der Lösung des Rätsels vielleicht etwas näher…, der Geschmack, das Gedächtnis des Schmeckens, der Geruch, der dazu dient in uns verloren geglaubte Erinnerungen an verloren Geglaubtes wieder in unserer Seele auferstehen zu lassen vermag…und ja, damit sind wir bei Marcel Proust angelangt. Wer, wenn nicht Proust, der mit einem Bissen in das zarte Madeleine-Gebäck, den daraus erwachsenden Erinnerungen an die Kindheit und die darauffolgende Suche nach der verlorenen Zeit den Roman des 20. Jahrhunderts vorgelegt hat ist ein Beispiel dafür, wie ein Geschmackserlebnis die Rekonstruktion des Vergangenen durch die Erinnerung befördern kann.

 

Die allseits bekannte, vielzitierte sog. Madeleine-Passage sei an dieser Stelle, weil sie uns so in den Bann ziehen kann, nochmals angefügt. Als der Erzähler an einem Wintertag nach Hause kommt, bietet ihm seine Mutter, entgegen seiner Gewohnheit, eine Tasse Tee an, die in ihm den bekannten Erinnerungsprozess auslöst:

 

Ich lehnte erst ab, besann mich dann aber, ich weiß nicht warum, eines anderen. Sie ließ darauf eines jener dicken ovalen Sandtörtchen holen, die man ‘Madeleine’ nennt und die aussehen, als habe man als Form dafür die gefächerte Schale einer St.-Jakobs-Muschel benutzt. Gleich darauf führte ich, bedrückt durch den trüben Tag und die Aussicht auf den traurigen folgenden, einen Löffel Tee mit dem aufgeweichten kleinen Stück Madeleine darin an die Lippen. In der Sekunde nun, als dieser mit dem Kuchengeschmack gemischte Schluck Tee meinen Gaumen berührte, zuckte ich zusammen und war wie gebannt durch etwas Ungewöhnliches, das sich in mir vollzog. Ein unerhörtes Glücksgefühl, das ganz für sich allein bestand und dessen Grund mir unbekannt blieb, hatte mich durchströmt. Mit einem Schlage waren mir die Wechselfälle des Lebens gleichgültig, seine Katastrophen zu harmlosen Mißgeschicken, seine Kürze zu einem bloßen Trug unsrer Sinne geworden; es vollzog sich damit in mir, was sonst die Liebe vermag, gleichzeitig aber fühlte ich mich von einer köstlichen Substanz erfüllt: oder diese Substanz war vielmehr nicht in mir, sondern ich war sie selbst. Ich hatte aufgehört mich mittelmäßig, zufallsbedingt, sterblich zu fühlen. Woher strömte diese mächtige Freude mir zu? Ich fühlte, daß sie mit dem Geschmack des Tees und des Kuchens in Verbindungstand, aber darüber hinausging und von ganz anderer Wesensart war. (Aus: Proust, Marcel: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit; 10 Bde. Frankfurt am Main 1979, Bd. 1, S. 63–67.)

 

Es sind ja oft Sinneswahrnehmungen des Gaumens und der Nase, welche Erinnerungen in uns wachhalten und sie in andere Zeiten, die Gegenwart transportieren. Ganz so, als wollten sie uns in der nach vorne gerichteten Moderne beständig an die Vergangenheit binden…und so heißt es bei Proust:

 

„Aber wenn von einer früheren Vergangenheit nichts existiert nach dem Ableben der Personen, dem Untergang der Dinge, so werden allein, zerbrechlicher aber lebendiger, immateriell und doch haltbar, beständig und treu Geruch und Geschmack noch lange wie irrende Seelen ihr Leben weiterführen, sich erinnern, warten, hoffen, auf den Trümmern alles übrigen und in einem beinahe unwirklich winzigen Tröpfchen das unermeßliche Gebäude der Erinnerung unfehlbar in sich tragen.“

 

Marcel Proust rettet die verlorene, gelebte Zeit, indem er sie durch sinnliche Wahrnehmung und Genuss samt den daraus erwachsenden Erinnerungen wiederbelebt.

 

Zurück zum „Gericht als ein Gedicht“:

 

Genuss und Poesie, beide Metiers schaffen es mit ihren ganz eigenen Mitteln, den Leser beziehungswiese Esser zum Innehalten zu bringen. Sie kreieren inmitten des Alltags Momente spezieller Aufmerksamkeit und entrücken uns für einen Augenblick dem Lauf der Zeit. Das setzt natürlich gewisse handwerkliche Fähigkeiten voraus. Eine Köchin, die nicht weiß, welche Zutaten miteinander harmonieren oder wie man würzt, wird nicht in der Lage sein, auf diesen Grundlagen Neues zu kreieren. Auch die Poesie hat Regeln wie Versmaß und Strophenbau, die ein Dichter kennen muss, will er Neues schaffen. So wie eine gute Köchin aus der Fülle verschiedener Zutaten bestimmte Geschmacks-Kombinationen auswählt, so destilliert der Dichter aus dem Meer der Worte eine sprachliche Essenz. Damit schaffen Kulinarik und Lyrik, jede auf ihre ganz eigene Art und Weise, unmittelbare Erfahrungen, die ohne Umweg über den Intellekt emotionale Reaktionen beim Esser oder Leser auslösen. Im besten Fall ist ein Gericht dann ein Gedicht.

Rose Ausländers Gedicht könnte als wörtliche Einladung zu verstehen sein, sich an den üppig gedeckten Tisch der Poesie zu setzen, die dort angebotenen Speisen zu kosten, innezuhalten und dadurch im immer gleichen Lauf des Alltäglichen das Besondere, das Poetische zu finden.

Einladung

 

Auf dem Tisch

Äpfel und Wein

Blumen zerbrechliche Farben

Du bist eingeladen

Ich wohne im Haus

Nummer Null

Den Duft malte Monet

Äpfel gereift bei Cezanne

den Wein brachte die Flaschenpost

Ich wiederhole

du bist herzlich

eingeladen

 

Rose Ausländer: Im Aschenregen / die Spur deines Namens

Gedichte und Prosa 1976

Rose Ausländer:

Im Aschenregen die Spur deines Namens. 

Gedichte und Prosa 1976. 

Leinen-Einband, 

19,90 Euro (bestellen) 

Voila, ich empfehle, lesen Sie einmal wieder ein Gedicht oder kochen Sie ein französisches Gericht – und genießen Sie das eine oder das andere oder beides. Für beides finden Sie in der Lyrikhandlung alles, was Sie dafür brauchen, Sie sind herzlich eingeladen. Also erst einmal lesen…

…Beginnen wir mit einer Neuausgabe zu Proust:

Als der aufstrebende Romanist Ernst Robert Curtius seinen wegweisenden Essay „Marcel Proust“ 1925 erstmals veröffentlichte, wurde der bedeutendste französischsprachige Erzähler der Moderne in Deutschland gerade erst entdeckt. Umso erstaunlicher ist es, mit welcher Genauigkeit, mit welch sicherer Intuition Curtius durch Marcel Prousts Werk führt. Er tut es als kundiger Literaturwissenschaftler, vor allem aber als begnadeter Leser. Satz für Satz, Metapher für Metapher erhellt Curtius kongenial den besonderen Zauber von „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“. Sein Essay ist daher nicht nur ein hilfreicher Lektürebegleiter, sondern ein Meisterstück literarischer Kritik, ein wahres Lesevergnügen.

Die Neuausgabe von Marcel Proust erscheint zum 150. Geburtstag des großen Schriftstellers mit einem Nachwort und frischen Übersetzungen der zitierten französischen Passagen von Michael Kleeberg sowie mit zahlreichen Abbildungen und Faksimiles.

Ernst Robert Curtius
Marcel Proust. Essay
Mit Fotografien und Faksimiles.
24,00 Euro (bestellen)

Wer mag sich Frankreich und die französische Literatur ohne die verführerischen Segnungen, die Küche und Weinkeller bereithalten vorstellen? Der Frankreichkenner Rainer Moritz hat literarische Texte gesammelt, die den Mythos der französischen Gourmandise begründeten, und zugleich belegen, wie eng das kulinarische und das ästhetische Vergnügen zusammenhängen. Es geht um Boeuf bourguignon, Steak Fries, Terrine de Campagne, Austern, um Sancerre, Pastis und Bordeaux – und darum, wie Madame de Sévigné, Louis-Sébastien Mercier, Colette, Guy de Maupassant, Gustave Flaubert oder Georges Simenon diese Genüsse ihren Romanen, Briefen und Gedichten einverleibten. Bon appétit!

Rainer Moritz:

Frankreich a la carte

Kulinarische Geschichten

16,80 Euro (bestellen)

Auch die „feinen gourmandisen“ des mandelbaum-verlags widmen sich der Kulturgeschichte des Essens, Trinkens und Kochens. Sie sind Koch- und Lesebücher in einem und stellen jeweils eine essbare Pflanze vor, ihre Kultur- und Naturgeschichte sowie klassische und unbekanntere Arten der Zubereitung. Und sie sind zugleich wunderschön gemacht.

In der gourmandise zur Artischocke heißt es dort: Cynara, die Nymphe, wurde in eine Artischocke verwandelt, weil sie sich Zeus verweigert hat. Der Liebe der alten Griechen zu der Pflanze tat dies keinen Abbruch. Vorläufer unserer Artischocke schätzte man im alten Ägypten genauso wie im Rom der Kaiserzeit. Erst im 15. Jh. wurde die Artischocke dann über Arabien nach Italien gebracht. Katharina von Medici nahm sie in ihre neue Heimat Frankreich mit, wo Artischocken vor allem ihrer aphrodisierenden Wirkung wegen zum exklusiven Modegemüse wurden.
Nicht nur als Gemüse, auch als Heilpflanze hat sich die Artischocke bewährt: Als Tee, Frischpflanzensaft, Extrakt oder Digestif unterstützt sie die Arbeit von Leber und Galle und senkt den Cholesterinspiegel.
Heute kommen 40% der Artischocken aus Italien. Bruno Ciccagliones Buch mit ungewöhnlichen Rezepten von »alla giudìa« bis Artischockensorbet (viele von ihnen eigene Kreationen) macht Lust auf das sinnliche Gemüse..

Bruno Ciccaglione
Artischocke
mandelbaums kleine gourmandise Nr. 7
12,00 Euro (bestellen)

Die gourmandisen gibt es zu Gurke, Mandel, Morchel, Radicchio, Salbei, Thymian, Zimt, Birne, Feige, Holunder, Marone, Orange, Rhabarber, Sellerie, Vanille, Zitrone, Avocado, Erbse, Fenchel, Johannisbeere, Aubergine, Pastinak, Rote Bete, Spargel, Walnuss, Zucchini, Basilikum, Erdnuss, Granatapfel, Kakao, Mohn, Quitte, Safran, Steinpilz, Sauerkirsche, Zwiebel…fast alle sind bei mir vorrätig!

Und nun zu den Zutaten:

 

Marqués de Griñón erzählt über das “Grüne Gold” Spaniens und dabei von der faszinierenden Kultur des Olivenöls.
Carlos Falcó, als Marqués de Griñón ein Mitglied des Hochadels, hat sich vor vielen Jahren dem Olivenöl verschrieben und gibt in diesem Buch Einblick in diese faszinierende Kultur, die aus einer großen Tradition lebt und in die Zukunft weist. Denn Olivenöl ist das traditionelle Pendant zum Wein und verdient ebenso viel Aufmerksamkeit. Was in Italien lange erkannt ist, brachte Carlos Falcó nach Spanien. In einem Land, in dem billige Olivenölproduktion Standard ist, kaufte er Olivenhaine und schuf die Grundlage für die Wiederherstellung einer Qualität, die seit Jahren verloren war.
Carlos Falcó ist ein außergewöhnliches Buch gelungen, welches alles Wissenswerte zu Olivenöl versammelt und gleichzeitig Zeugnis einer großen Leidenschaft gibt.


Carlos Falcó:

Oleum

24,99 Euro (bestellen)

Auch der Lyriker und Übersetzer Ralph Dutli (der übrigens soeben mit dem diesjährigen Deutschen Sprachpreis ausgezeichnet wurde) widmet dieser Frucht ein kleines Bändchen, denn kein anderer Baum ist so eng verbunden mit der Entwicklung der mediterranen und europäischen Kultur, der Religion und der Demokratie, der Medizin, dem internationalen Tauschhandel, dem Sport, der Kunst und der Literatur.


Der Olivenbaum ist ein vielverzweigter Urbaum, an dessen luftigen Ästen, wenn nicht alles, so doch vieles von dem hängt, was die menschliche Kultur der letzten Jahrtausende hervorgebracht hat.
Der Olivenbaum ist ein archaischer Zauberer, die zarte Olive eine trickreiche Zauberin.

 


Ralph Dutli:

Liebe Olive

Eine kleine Kulturgeschichte

14,90 Euro (bestellen)

Und der Honig?


Wer weiß schon, dass die Bienen für die alten Ägypter aus den Tränen des Sonnengottes entstanden? Dass der hinduistische Gott Vishnu, der Bewahrer der Welt, als Blaue Biene neben dem Liebesgott in einer Lotusblume schläft? Dass die ganze Antike hindurch der Wunderglaube sich hielt, dass Bienenvölker aus Stierkadavern geboren werden? Dass Christus im Mittelalter als himmlische Biene galt, die Muttergottes Maria – als Bienenstock? Dass der Honig als Symbol für die Süße göttlicher Wahrheit stand und als erotische Metapher für die Freuden irdischer Liebe? Dass seit der Antike eine geheime Beziehung bestand zwischen Bienen und Küssen? Dass zahlreiche Geistesmenschen, von Vergil bis zu Sylvia Plath, passionierte Bienenzüchter(innen) waren? Dass sich die Dichter von Pindar und Horaz bis Mandelstam und García Lorca mit der Biene verglichen haben, dass Rilke die Dichter als die »Bienen des Unsichtbaren« bezeichnete?
Die Biene gab Anlass zu religiösen Riten, Aberglauben und Wundergeschichten. Sie stand für Gemeinschaftssinn, Selbstaufopferung, Zukunftsvorsorge, durchdachte Ordnung, Reinheit, Fleiß und Fülle. Aber auch: für Magie und Prophetie, Seele und Inspiration. Ralph Dutli erzählt davon mit kenntnisreicher Gewitztheit und Poesie.

Ralph Dutli:

Das Lied vom Honig

Eine Kulturgeschichte der Biene

14,90 Euro (bestellen)

Wie die Mode, das Baguette, der Rotwein und das savoir vivre gehört auch das Chanson zu den nationalen Heiligtümern Frankreichs; kaum eine andere musikalische Disziplin ist so verbunden mit der Kultur und dem Wesen eines Landes. Liebe und Revolution, Nostalgie und Heimat, der Spott auf die Bourgeoisie und immer wieder Paris – so in etwa lassen sich die Leitmotive des französischen Chansons zusammenfassen. Große Dichter und Philosophen des 20. Jahrhunderts wie Jacques Prévert, Louis Aragon und Jean-Paul Sartre lieferten die Texte für Chansons, welche dann von Ikonen wie Edith Piaf, Charles Aznavour, Barbara, Jacques Brel und Serge Gainsbourg interpretiert wurden. Ihr Erbe wird heute von Größen wie ZAZ oder Benjamin Biolay lebendig gehalten und in die Zukunft getragen. Bebildert mit stimmungsvollen Fotografien, unter anderem von Robert Doisneau oder Henri Cartier-Bresson, taucht dieses Buch ein in die Geschichte einer der sinnlichsten und poetischsten Musiken der Welt. Eine fotografische Hommage an Frankreichs lyrischste, romantischste und poetischste Musiktradition!

 

Olaf Salié: Chanson

Leidenschaft, Melancholie und Lebensfreude aus Frankreich. Eine fotografische Hommage an das französische Chanson. Erscheint im Oktober

50,00 Euro (bestellen)

…und nun aber die Gedichte zum Gericht…


Rose und Nachtigall, das ist ein zentrales, tausend Jahre altes Motiv der arabischen, persischen und türkischen Dichtung, um das Safiye Cans Gedichte in diesem Band kreisen. Während die Rose dort ein Symbol für die Geliebte ist, steht die Nachtigall für das sehnsuchtsvolle Begehren derselben. Safiye Cans Gedichte sind moderne und eigenständige Liebesgedichte, die den Dingen des Lebens und des Liebens nachspüren. Mit neuen und überraschenden Metaphern besingen sie die Liebe, aber auch deren Scheitern und den Verlust, in einem musikalischen Ton, dessen rhythmische Einheiten das Gesagte überführen, wobei ein ganz eigener, besonderer Klang entsteht.
Sechs Jahre nach seinem ersten Erscheinen haben die Gedichte dieses Bandes noch immer nichts von ihrer Aktualität eingebüßt und ihre Sprache, ihre Musikalität lässt weiterhin staunen. Diese neue Ausgabe ihres ersten Gedichtbandes zeigt, wie gekonnt sich Safiye Can der Liebe sprachlich zuwendet.

 

Unterwegs lese ich durchnässte Träume auf
und hänge sie an die Wäscheleine
in meinem Herzen das Herz einer Nachtigall

 

.

Safiye Can:

Rose und Nachtigall

Liebesgedichte

18,00 Euro (bestellen)

In einem früheren Leben
war ich ein Wolf
Doch war ich nicht ehrenhaft genug
heulte oft grundlos
war feige
In diesem Leben
erniedrigte mich Gott zu einem Menschen

 

Die Gedichte von Ahmad Katlesh bewegen sich um die großen Fragen von Verlust, Liebe, Einsamkeit eines Mannes, der in Deutschland eine neue Heimat gefunden hat, seine alte Heimat noch im Herzen trägt, sie aber nicht besuchen kann.

 

Ahmad Katlesh wurde 1988 in Damaskus geboren, er ist Schriftsteller, Journalist und Stimmkünstler. Er hat drei Bücher auf Arabisch veröffentlicht: eine Anthologie syrischer Lyrik vor dem Krieg, einen Gedichtband und eine Sammlung von Kurzgeschichten. 2015 gründete er eine arabische Plattform für Literatur, www.tiklam.com, mit täglich über 5000 Besuchern. 2017 kam er dank eines Stipendiums der Heinrich-Böll-Stiftung nach Deutschland. Als nächstes Buch ist eine Studie zum Thema „Klang als Werkzeug in der modernen arabischen Poesie“ auf Arabisch geplant.

Ahmad Katlesh:

Das Gedächtnis der Finger

Gedichte. Aus dem Arabischen von Kerstin Wilsch und mit einem Nachwort von Michael Krüger.

12,90 Euro (bestellen)

Was ist los mit uns? Und was weiß ein Mensch von einem Tier zu schreiben? Mara-Daria Cojocarus Gedichte sind ebenso vorsichtige wie eindringliche Antwortversuche. Sie legen Zeugnis ab von den Konflikten zwischen Menschen und Tieren, die immer auch dort entstehen, wo sich der Mensch seiner eigenen Tierlichkeit nicht sicher ist. »Es ist das / Alte Halsband Angst, nicht Mensch, nicht / Tier zu sein« – schreibt sie. Auch die Alternative – Gott zu sein oder zu spielen – scheint auf; oder was sonst mag es mit dem zwielichtigen Herrn Goselmanu auf sich haben, der durch den Band führt?
Mara-Daria Cojocaru entwirft eine neue Arten- und Beziehungskunde im Spiel mit Fachsprachen und poetischen Formen, die zum Nachforschen und Einfühlen gleichermaßen einladen, bis der Leser, unverhofft, seine Verwandtschaft mit dem Regenwurm entdeckt: »Er Erdwurm / Urmund / Du auch / Erdenwurm«.

 

„Ich bin

das letzte Reh im Zoo von Gaza, ich
Steh zerschossen Fell und Sand
Am Rand: ikonische Verzweiflung. Ich

Seh meine Freunde an der Wand. Wer
Hat mich übersehen? Warum bleib ich
Bleiern, unerschossen; unentschlossen

Geh ich hin. Ich wittere, was surreal ist, die
Wand marschiert mir in die Nase, ich biete
Mich dem Truthahn an. Als Friedenszeichen

Schalomsalam, ich
Bin das letzte Reh, im Zoo von Gaza
Du mein Absalom- Perückenbock

Zerschossene Testikel, tapfer und wie schön
Du bist, ich weiß, und Gott erspeit die Lauen
Ich bin, Jesusmaria, voll der Gnade

Und was für ein brutales
Bild vom Krieg“


Mara-Daria Cojocaru:

Anstelle einer Unterwerfung

Gedichte
20,00 Euro (bestellen)

Auch einige signierte Ausgaben, z. B. von Gunter Eich, Christoph Meckel, Ursula Krechel, Friederike Roth, Carolin Callies und Ulrike-Almut Sandig sind bei mir eingetroffen!

Und last but not least: das Leben muss weitergehen und deshalb habe ich trotz Delta-Variante in meiner Buchhandlung eine erste Lesung geplant. Zu Gast ist Thedel von Wallmoden, Verleger des Wallstein-Verlags, der die wichtigsten Lyrikerinnen und Lyriker wie zum Beispiel Daniela Danz, Marina Zwetajewa, Philippe Jaccottet, Dorothea Grünzweig oder auch Henning Ziebritzki, der mit »Vogelwerk« den Peter-Huchel-Preis 2020 gewonnen hat, in seinem Programm hat.

Termin: 3. September 2021, 19.30 hier in der Bursagasse 15. Gerne sind Sie auch zu einem kleinen Umtrunk im Anschluss an die Lesung eingeladen!

Aufgrund der Corona-Abstandsregeln ist die Anzahl der Teilnehmenden begrenzt und es ist eine Anmeldung erforderlich. Diese nehmen wir gerne telefonisch unter 07071 566 71 71 entgegen oder senden Sie uns eine Nachricht:

Kommen Sie bald vorbei, für dieses oder jenes, es lohnt sich!

Mit einem poetischen Gruß aus der Bursagasse,

eure/Ihre 

 

Ulrike Geist

Lyrikbrief # Mai 2021

 

Der Buchmarkt feiert, diskutiert und beachtet zwar immer noch überwiegend Romane, doch die Lyrik, sie blüht inzwischen längst nicht mehr nur im Schatten…

…denn sie ist sowohl das musikalischste und individuellste als auch das welthaltigste, das freieste und mutigste literarische Genre. Doch Lyrik ist nicht gleich Lyrik, sie ist voller Vielfalt und Eigensinn, denn Formen kennt sie viele: vom dreizeiligen Haiku bis zur mehrstrophigen Ballade, vom Sonett bis zum Prosagedicht, vom strengen Anagramm bis zum Rap – und immer ist die Sprache intensiv, bilder- und gedankenreich, manchmal beobachtend, oft auch nachdenklich, jedenfalls immer aber neu und augenöffnend.

Selbstbewusst hat die Gegenwartslyrik ihr Kapital längst erkannt, auch da ihre Außenseiterposition die Freiheit mit sich bringt, Sprache anders zu besetzen, neue Konnotationen mit Worten in Verbindung zu bringen, Dinge anders und ungewohnt darzustellen und so neue Bedeutungsräume zu öffnen. Indem sie eine andere Sprache für unsere Welt findet, in einer Zeit, in der Sprache jeden Tag weiter droht ins Verrohte abzurutschen, vermag sie uns andere Sprachwelten als Gegenentwurf zu präsentieren. Damit ist zeitgenössische Lyrik ein idealer Ausdruck unserer Gegenwart. Der kühne Aufruf „poetisiert euch“ den sich das Verlagshaus Berlin auf die Vorschauen und Postkarten schreibt, meint nichts anderes, was unverkennbar unsere Gegenwart prägt: dass nämlich Geld und Boni längst nicht mehr das erste und einzige Argument darstellen, und genau damit kennt sich die junge Dichtergeneration bestens aus.

Die „Poetisierung“ läuft und leuchtet, so viele junge Autorinnen und Autoren wie selten zuvor schreiben Gedichte. Und dies tatsächlich nicht erst seit mit Jan Wagner 2017 erstmals ein Dichter den renommierten Georg-Büchner-Preis gewonnen hat, auch nicht erst seit Bob Dylan den Literaturnobelpreis erhalten hat und der Auftritt der Lyrikerin Amanda Gorman bei Joe Bidens Amtseinführung gefeiert wurde – voll Selbstbewusstsein hat sich die Lyrik aus dem Mauerblümchen-Dasein und der Larmoyanz befreit.

Möge die Welt sich nicht dabei aufhalten lassen „sich weiter zu poetisieren“ – durch das Schreiben und Rezipieren von Lyrik!!!!

Eine persönliche Auswahl aus der Vielfalt der lyrischen Stimmen und Ausdrucksweisen sei Ihnen hiermit ans Herz gelegt.

Die vorgestellten Titel sind alle in meiner Lyrikhandlung vorrätig, hinter jedem Titel findet sich ein Link „bestellen“, mit dem sich ein Formular öffnen lässt, womit Sie reservieren oder zu sich nach Hause liefern lassen können.

Einer der wichtigsten Vermittler der iranischen Kultur SAID ist überraschend im Mai und kurz vor seinem 74 Geburtstag in München gestorben. Deutschland, das ihm ein halbes Jahrhundert Lebensort war, blieb ihm auch immer Exil. «Wo ich sterbe ist meine Fremde» heisst eines seiner frühen Werke. In seinen Gedichten bildet die Sehnsucht, diese nach Liebe und die nach Heimat ein zentrales Thema. Ungeachtet seiner eigenen Erfahrungen sah er in den Religionen die Hoffnung zur Überwindung der Trennung der Kulturen von Orient und Okzident.

 

herr
ich weigere mich
das gebet als waffe einzusetzen
ich wünsche es als einen fluß
zwischen zwei ufern
denn ich suche weder strafe noch gnade
sondern eine neue haut
die diese welt ertragen läßt

 

 

SAID: Psalmen (2008)

14,95 Euro (bestellen)

 

 

 

 

Desweiteren zu empfehlen:
«mein auge / ein pilger außerhalb der zeit / widersteht dem fluß der tage / dem licht / und seinen brechungen»
aus:
SAID: vom wort zum haus 

Gedichte

15,00 Euro

Fragment

Tage und Jahre gehen

Und ich nehme das Leben nicht ernst
glaube noch immer nicht
Dass es ernst macht mit dem Leben
es macht mich nicht ernst
noch immer lächle ich ungläubig
vor seinem Ernst, lächle
weil ich nicht glaube, was geschah
was das Leben geschehen ließ
als ich lebte

 

Kito Lorenc

 

URSPRUNGSALPHABET

Ich bin

Ariadne, die dem Faden, dem roten, wollenen folgt

Briseis, die Achilles diente

Bin

Calypso und singe für Odysseus und wünsche, dass er mich nicht verlässt

Diana, Göttin mit dem Silberbogen, Silberpfeil, die Mondzicke

Ich bin ein guter Maler und heiße Hitler I am

Ferlinghetti crying over Allen

Guanin, der DNA Bauer, der Knecht

Hadrian und baue eine Mauer mir zu Ehren, dem Reich zur Wehr

Ich auf Freuds Couch

Jonas im Walbauch mit

unendlichem Vertrauen

Bin

Kassandra, die ständig spricht, doch keiner hört

Langsamkeit, mit der ich vergesse und an die ich anschließe

Medea, die deiner Geliebten eine Kleid näht, den Kindern die Köpfe verdreht

Ich bin

Nora, der du ein Puppenhaus baust

Ochsenfrosch, denn das ist die Liebe zwischen Frida und Diego

Proteus, denn ich will allen gefallen und hüte die Robben am Strand

Ich war die Qual des Laokoon ebendort, wo die Wellen brachen

Ich bin Rilkes Panther-Tierpfleger

Sybille, Sybilla, Cybil – who cares- I speak in riddles

Ich bin Ton aus Erde aus Sediment aus dem Adam entstand

D-u bist der Hauch und unsinkbar

Ich bin Verlorenes am Wegrand, ein Stein, den einer lange mitgetragen hat

Warten auf den Läufer aus Marathon, dem Fenchelfeld

X-Men, die Weltretter, die Ahnen der Tafelrunde Ich bin zynisch, Baby,

zynisch Ich

bin z

Nora Gomringer

Die Lyrik ist das spannendste Feld der Gegenwartsliteratur: Nirgendwo sonst wird mit so hohen Einsätzen gespielt – und nirgendwo sonst fallen Leben und Schreiben so häufig in eins. »Das Gedicht & sein Double« gibt dem Genre ein Gesicht. Oder besser: 100 Gesichter. Seit mehr als fünf Jahren porträtiert der Fotograf Dirk Skiba Dichterinnen und Dichter. Die Lauten und die Flüsterer, die Jungen und die nicht mehr ganz Jungen, die Etablierten und die noch Unbekannten.
So entstand eine Sammlung, die ihresgleichen sucht: vielstimmig, lebendig und widersprüchlich wie die Szene selbst. Und da ein Portrait nie die Wahrheit zeigt, ist jedem Foto ein lyrisches Selbstporträt zur Seite gestellt, welches das Bild kommentiert, ergänzt oder ihm widerspricht – in einer unendlichen Suchbewegung zwischen Eigen- und Fremdwahrnehmung. Die Gedichte von Kito Lorenc und Nora Gomringer entstammen dem Bildband:

Gedichte

Dirk Skiba: Das Gedicht & sein Double, Die zeitgenössische Lyrikszene im Portrait.

Mit 100 Schwarz-Weiß-Portraitfotos von Dirk Skiba (Duoton-Druck)

Hrsg. von Nancy Hünger und Helge Pfannenschmidt

34,90 Euro

“The Times They Are A-Changin'”

 

Come gather ’round people
Wherever you roam
And admit that the waters
Around you have grown
And accept it that soon
You’ll be drenched to the bone
If your time to you is worth savin’
Then you better start swimmin’
Or you’ll sink like a stone
For the times they are a-changin’

Come writers and critics
Who prophesize with your pen
And keep your eyes wide
The chance won’t come again
And don’t speak too soon
For the wheel’s still in spin
And there’s no tellin’ who that it’s namin’
For the loser now
Will be later to win
For the times they are a-changin’…..

 

 

In seinen frühen Jahren war Bob Dylan ein Singer-Songwriter, dessen Songs man auf den kleinen und bald auch größeren Bühnen New Yorks hörte, später wurde er zu einem Dichter, dessen Arbeiten man las. Seine einzigartige Karriere, die Anfang der sechziger Jahre in den Folkclubs begann, gipfelte 2016 in der Ehrung mit dem Literaturnobelpreis. Dylan verbindet in einer nie dagewesenen Kreativität Musik und Performance mit der Poesie, seine Lyrics waren dabei immer weit mehr als nur Texte zu seinen Songs. Dieser Band bietet zum ersten Mal eine zweisprachige Auswahl seiner besten Lyrics und Gedichte, herausgegeben und mit einem Nachwort von Dylan-Kenner Heinrich Detering.

 

 

Bob Dylan

Best of Lyrics

30,00 Euro

wer für den strick geboren ist, kann im wasser nicht umkommen

mankovich sagte er habe empfunden

dass die welt voll großer und kleiner

dinge sei und dass gott

schweigt, mankovich sagte

es gebe nichts helles

und nichts dunkles in der welt und die liebe sei

kein gefühl, mankovich

saß im wintermantel im bett

er sei eigentlich gerade

im begriff zu gehen gewesen sagte er werde fortan

immer eine sonnenbrille tragen nur damit irgendwer

ihn frage

warum

fragte ich wenn keiner es tut

wird es dich dann nicht

noch trauriger machen

schon sagte mankovich

aber dann

sieht es keiner mehr

 

An der Schwelle zum Schlaf, unterwegs durch die Großstadt, begegnen wir Nikolai Gogol und Marianne Faithfull, Sockendandys und Partymädchen, Versehrten und Abgehängten, »mit dem gesicht nach unten«, »am broadway an der haltestelle«, »für zehn, fünfzehn minuten wirklich«. Sie sind »der spiele so müde, selbst die messer haben das stechen satt«. Denn was ist das Herz anderes als »ein muskulöses hohlorgan« – Kraken haben drei davon, wir Menschen: »eine plötzliche angst vor zügen«.

Mit untrüglichem Rhythmusgefühl und einem Ohr auf der Tanzfläche horcht Juliane Liebert in ihren flirrenden Gedichten auf »die einsamen, die lauten, die leichten dinge« und schreibt Verse von solcher Zartheit, dass sogar die Battlerapper getröstet werden. Denn selbst wenn die Erde »immer langsamer rotiert« und die Niagarafälle »abends abgestellt« werden – »morgens stellt man sie wieder an«.

 

Juliane Liebert
lieder an das große nichts

Gedichte

18,00 Euro

KEHREN WIR ZURÜCK

Zum Anfang, dem Morgenanbruch,
der Geburt all dessen,
was du sein würdest. Die kalte Hand
des Januars lehrte die Uhr, die Zeit zu lesen.

Und jetzt ist Juli, Halbjahres-
Tag, der für nichts steht als die Harke,
die wieder die Meute
wilder Hunde in den Käfig schiebt.


Mary Jo Bang

Mary Jo Bang spricht in den Gedichten des Zyklus »Elegie« von der Erfahrung eines unerträglichen Verlusts: dem Tod ihres Sohnes. In Etappen durchleben wir als Leser den Trauerprozess, immer wieder kehren wir zu zwei verstörenden Themen zurück: zur sich im Trauern immer neu verzerrenden Wahrnehmung von Zeit und zur Erkenntnis, dass auch die Elegie eine Art von Vorstellung ist, in dem sich die Person im Schmerz aufspaltet und Inneres und Äußeres anscheinend unterschiedlichen Regieanweisungen folgen. Aus dem imaginierten Gespräch mit dem Abwesenden, der Selbstanklage, dem nagenden Gefühl von Schuld, dem Dauergefühl des Ungenügens angesichts des Geschehenen, entwickelt sich auch ein Dialog zwischen der Form der Gedichte und der Trauer. Die Gedichte berichten nicht – sie sind Erfahrung.

»Elegie«, ein großer Trauergesang, zählt zu den wichtigsten amerikanischen Gedichtbänden im letzten Jahrzehnt – hier erscheint er erstmals auf Deutsch.

Mary Jo Bang
Elegie

Gedichte

Englisch | Deutsch
20,00 Euro

in deinen augen
untergehen
ein atemloser
süffiger tod
war es so
so soll es sein
aus der blausten
aller augenfarben
ist sie nicht
wegzudenken
die liebe

 

Doris Runge ist eine der stillen und um so eindringlicheren Lyrikerinnen dieses Landes. Ihre Sprachbilder brennen sich beim Lesen ein durch höchste Präzision, und zugleich verschwimmen sie, greifen weit aus in die Landschaften, in die Zeiten, beschwören vergangene Mythen in ihrer Gegenwärtigkeit. Dass Alltägliches und Märchenhaftes, bitter Ernstes und Schalkhaftes plötzlich wie selbstverständlich nebeneinander liegen können oder gar miteinander verschmelzen, macht ihre Gedichte so intensiv, so zugänglich wie geheimnisvoll.

 

Doris Runge
man könnte sich ins blau verlieben
Gedichte
€ 18,00

deckname

habe straßenkarten auswendig gelernt und
verschlungene wege. meine haut spannt weiß,
wie vom kalksand eingefärbt. unter den fingernägeln
brechen schachtelhalmknospen auf als wegweiser.
worte surren im hautzelt, das ich vor mir hertrage
als schutzschild, als täuschungsmaske.
ich schlage die trommeln und lasse leuchtrakteten steigen,
die gefährlich aufflammen unter der hautoberfläche.
ein lufthauch könnte mir die maske
vom körper reißen. noch weht er nicht,
noch glaubt man mich zu erkennen.
wenn mein name genannt wird, soll
ein weißes tuch in der landschaft sein. ich war da.

Maja Haderlaps Gedichte haben etwas zu erzählen. Sie sprechen mit faszinierender Eindringlichkeit von Fremdsein und Nachhausekommen, von weiten Landschaften und engen Behausungen, von Menschen, die unterwegs sind: auf der Suche nach dem, was ihr Leben ausmachen könnte. Das kann der Andere sein, der Nächste, die Gemeinschaft, das kann die Einsamkeit oder das Gedicht selbst sein, für das eine Sprache gefunden werden muss. Tiefe Emotionalität stellt sich her, gerade weil sie nicht beschworen wird..

 

Maja Haderlap
langer transit
Gedichte
€ 19,90

felle & fliegen

 

wir muten den fellen besonders viel zu:

wir streiften sie über, ein nussbaum war zeuge,

wir legten die feigen dazwischen wie obst

& nutzten den morgen, um beischlaf zu halten

& nutzen das fell als vorleger dafür.

 

kein wort über mücken, kein wort untern teppich,

die fliegen gehörnt & wir tragen heut fell

& melden uns eifrig zum morgenappel, zur frühschicht im park,

aber, mist ist das, gehen uns die falter entzwei

& wir brauchen sie doch für die tiere als köder.

 

wir legen die fliegen nun eins nebens andre,

wir zählen sie aus, collagieren die flügel.

wir treten sie aus & empfehlen sie sonders,

denn morgen ist markt & dort feilschen wir wieder

um den günstigsten käfig, für den teppich am tag

 

& wir gerben die felle für die nächte zuvor

& wir nuten sie uns besonders tief ein.

Ach, was hielten wir beischlaf!

ne fliege dazwischen. die nächte,

sie lagen wie teppiche auf.

 

Carolin Callies’ Debüt fünf sinne & nur ein besteckkasten war das lyrische Ereignis des Jahres 2015, es galt als das wichtigste lyrische Debüt der Saison.
So verhält es sich auch mit dem Buch neuer Gedichte schatullen & bredouillen: Da lesen wir von ›pappenstil & puppenspiel‹, blättern im ›atlas eines stelldicheins‹, besichtigen ein ›bollwerk aus bröseln‹ oder ›landschaften ohne brotrinde‹. In den neuen Gedichten werden zahlreiche kleine Örtlichkeiten vermessen, bewohnt, bevölkert, verschoben oder gelöscht, seien es (Fall-)Türen, Kästchen, Gehäuse, Gehege, Trutzen, Siebe oder Löcher.
Carolin Callies verzaubert in ihrer Bildwelt jeden Leser, sie öffnet Räume und Landschaften, Beziehungskisten und schaut in tiefe Gräben, in denen alleweil gilt: ›manege frei fürs nackedei‹. Ihre Gedichte sind ganz von heute, frisch und frech, auf höchstem Niveau, eine lyrische Stimme, deren Klang man nicht mehr verliert.

Carolin Callies
schatullen & bredouillen

Gedichte
€ 20,00

Mit einem poetischen Gruß aus der Bursagasse,

eure/Ihre 

 

Ulrike Geist

Lyrikbrief # April 2021

Müssen wir also zur Antike zurück, um zu wissen, wie schön Worte tönen können? Nein, so weit dann doch nicht! Es genügt schon, sich an die eigene Schulzeit zu erinnern, als man sich über die neuesten Songs der Hitparaden austauschte…sie waren toll oder eben nicht. So ist es auch mit den Gedichten; sie sagen uns etwas oder eben nicht. Und wie den damaligen Charts unserer Schulzeit geht derzeit viel Aufregendes, Frisches von der neuen Lyrik aus; sie sagt uns eine Menge über uns, unsere Herzensangelegenheiten, und die Welt, in der wir leben, über Zeiten und Orte. Und all das auf aller engstem Raum verdichtet, sie sind etwas ganz anderes als Serien, Doku-Soaps und auch die teilweise lauten Wortmeldungen aus dem Prosaspektrum. Die Lyrik ist, finde ich, die herrlichste Literaturgattung, die es gibt: Hier kommen Menschen zu Wort, die einfach etwas zu sagen haben – von Elfenbeinturm oder Schüchternheit keine Spur. Und schon sind wir mittendrin, in der Fülle besonderer und lesenswerter Gedichtbände, ein „wortgebundener“ Frühlingsstrauß an „frischen“ oder immer noch frischgebliebenen Blumen flattert heute in Ihr Postfach…

Den Auftakt der „Blüten“ bildet ein Gedicht des im Februar diesen Jahres verstorbenen Lyrikers Philippe Jaccottet, entnommen dem Band „Gedanken unter den Wolken“, dessen überaus filigrane Poesie eine tiefe Ruhe ausstrahlt:

 

Philippe Jaccottet,

ein seit Jahrzehnten in Frankreich lebender Schweizer, gilt als eine der großen Stimmen der europäischen Poesie. Im Jahr 2014 durch die Aufnahme in die berühmte Bibliothèque de la Pléiade bereits zum Klassiker geworden, ist er doch ein überaus gegenwärtiger Dichter, der immer neu seine Leser anspricht und berührt. Einen »Diener der Sichtbarkeit« nannte ihn Peter Handke bei der Verleihung des Petrarca-Preises, einen Wanderer und Beobachter »langsam im Schatten«.
»Gedanken unter den Wolken« gehört zu seinen berühmtesten Büchern. Es ist ein Zyklus des Übergangs, der von Kindheitsmotiven hinführt zum Alter, vom Sommerende in den Winter, aber auch hin zu dem »Wort Freude«, wie ein zentrales Kapitel heißt.


Philippe Jaccottets Gedichte beeindrucken durch ihre Nähe zur erlebten Welt und durch ihre sprachliche Kraft und Aufrichtigkeit.

So viele Jahre

und wahrhaft so dürftiges Wissen

so schnell versagendes Herz?

[…]

Die Seele, so fröstelnd, so furchtsam,

muss sie denn endlos über den Gletscher wandern,

barfuß, allein, und vergessen sogar

das stotternde Gebet der Kindheit,

für ihre Kälte endlos bestraft durch die Kälte?“

 

 Phillipe Jacottet

Philippe Jaccottet
Gedanken unter den Wolken
Französisch | Deutsch
Reihe: Edition Petrarca
€ 20,00 (bestellen)

Daniela Danz

 

zählt seit langem zu den wichtigsten Lyrikerinnen dieses Landes. Ihr neuer Gedichtband ist ein Ereignis.

Die Nacht kippt in das dämmrige Zimmer

läuft aus und alles ist schwarz was fangen
wir an mit unseren schwarzen Gedanken
wir tasten nach dem Morgen bis schließlich
ein erster Bus das Ende des Dunkels über
Land fährt und ich eine Feder neben deinem
Mund erkenne und wie dein Atem sie bewegt:
die Sorgen von gestern haben uns vergessen

Streng formbewusst und voll wilder Experimentierlust sind ihre Verse, sie greifen weit aus in die Landschaft, in die Welt, in die Geschichte, und doch führen sie immer auch in enge Räume zurück, in das Haus, die Wohnung, das innerste Fühlen. Oder vielleicht gehen sie eher davon aus? Als eine Sehnsucht? Ins Offene? Wenn zeitgenössische Lyrik eine Dringlichkeit hat, dann in den Versen von Daniela Danz.

Daniela Danz
Wildniß
Gedichte
€ 18,00 (bestellen)

Christine Lavant

 

schrieb Gedichte, die in ihrer sprachlichen Eigenwilligkeit und existentiellen Zerrissenheit für Thomas Bernhard zu den »Höhepunkten der deutschen Lyrik« zählen. Er beschrieb ihre Lyrik als »das elementare Zeugnis eines von allen guten Geistern missbrauchten Menschen«.


Versuche den winzig gewordenen Mond

aus dem Himmel zu blasen.
Dein Atem reicht nicht einmal dafür noch aus!
Wie willst du dann die aufgeloderte Sonne
über deinem Herzen kühler machen
oder gar sie verschieben?
Sage zu deinem Herzen, daß früher oder später
alle Hexen verbrennen müssen.
Auch die guten entgehen dem Feuer nicht,
weil Gott ihre magische Asche braucht,
um seine Erwählten damit zu salben.
Sage, er haßt diese Asche nicht,
weil sie trotz allem aus Unschuld kommt
und vielen gemeisterten Leiden.
Lehre, wenn du jetzt Atem holst,
dein Herz in die Mitte der Sonne treten
und tilge gänzlich aus deinem Blut
den Namen der Hölle.
Niemand glaubt dir das Wort –;
und das, was dich brennt,
weiß allein seinen eigenen großen Namen,
der erschütternder ist als alle Zeichen am Himmel.

Lavant selbst sah ihre Kunst als »verstümmeltes Leben, eine Sünde wider den Geist, unverzeihbar« und war sich der poetischen Kraft ihrer Gedichte dennoch gewiss: »Wenn ich dichtete, risse ich jede Stelle Eures Daseins unter Euren Füßen weg und stellte es als etwas noch nie von Euch Wahrgenommenes in Euer innerstes Gesicht«.

Der erste Band der vierbändigen Werkausgabe versammelt alle zu Lebzeiten publizierten Gedichte in einer komplett neu edierten Fassung. Er enthält neben den drei Gedichtbänden, die Lavants Ruhm begründet haben (»Die Bettlerschale«, »Spindel im Mond«, »Der Pfauenschrei«), auch das Frühwerk »Die unvollendete Liebe«, Lavants späte, in Liebhaberausgaben und Sammelbänden veröffentlichte Lyrik (»Sonnenvogel«, »Wirf ab den Lehm«, »Hälfte des Herzens«) sowie zahlreiche verstreute Gedichte, die hier erstmals wieder zugänglich gemacht werden.

Christine Lavant
Zu Lebzeiten veröffentlichte Gedichte
Hg. und mit einem Nachwort von Doris

Moser und Fabjan Hafner
€ 38,00 (bestellen)

Dilek Mayatürk

 

ist eine neue weibliche Stimme in der türkischsprachigen Lyrik – stark, verletzlich, wütend.

 

Nach Dir

Schlug ich wie ein Blitz in mein eigenes Leben ein.

Zuerst war ich ein Lichtschein, ich freute mich

Danach fiel es mir schwer, mir selbst zu Hilfe zu kommen.

Nach dir

Fielen mir im Schlaf stets die Zähne aus

Jeden Morgen wurde mein Gesicht frisch verknotet

Mit einem unsichtbaren Faden nähten sie meine Lippen zu

So verstummte ich dann eben.

In einem falschen Lächeln liegt jetzt meine ganze Freundlichkeit

Wie eine billige Anstecknadel habe ich es in mein Gesicht gehakt.

Nach dir ist mir kein Ort geblieben, zu dem es mich hindrängt,

Und nichts, was mich antreibt.

Der Zweig eines Baums ließ mich an dich denken,

Jetzt stell du dir vor, wie der Wald aussieht.

 

Ihre Gedichte sind Aufforderungen, nicht in Coolness zu erstarren. In ihren Texten fließt rotes Blut, manche pochen vor Schmerz, Wut und Liebe – ungebrochen und ungeschützt, aber in Worten gebändigt. Trennung, Verlust, die eigene Herkunft werden hier verhandelt, aber auch das aktuelle politische Geschehen in der Türkei, mit all seinen Implikationen für die eigene Biografie. Mit „Brache“ beschreibt Mayatürk die zwei Jahre, in denen sie dabei war, Ihren Freund und späteren Mann Deniz Yücel zu verlieren, den Journalisten, der sich für die Gezi-Bewegung stark gemacht hatte und deshalb wegen angeblicher Propaganda für eine Terrorgruppe in Untersuchungshaft auf seine hohe Strafe wartete – sie heiratete ihn im Gefängnis. Mit „Brache“ beschreibt sie die zwei Jahre nicht beackerter Erde (quasi die Berlinzeit), in der der Boden in Ruhe gelassen wird…

 

Dilek Mayatürk
Brache, übersetzt von Achim Wagner

€ 20,00 (bestellen)

Emily Dickinson

ist eine der berühmtesten angelsächsischen Dichterinnen. Ihre unerschrockene Herzenserforschung, ihr zauberspruchhafter Ton und ihr sprachlicher Eigensinn sind einzigartig. Weltweit werden ihre Verse, obwohl schon 150 Jahre alt, zu Recht als moderne Lyrik gelesen.

Wundersam dies Meer – still ziehn Segel her-

Auf! Lotse! Auf!

Kennst du das Ufer nicht

Wo keine Welle bricht –

Wo Sturm beschwichtigt ist?

Stillem Westen zu

Finden Segel Ruh –

Anker sitzen fest.

Dahin leit ich dich –

Ewigkeit in Sicht!

An Land zuletzt!

Die erste deutsche Gesamtausgabe von Emily Dickinsons rund 1800 Gedichten zeigt die ganze Vielfalt ihrer Themen, ihren Einfallsreichtum im Formalen und ihre überraschende Entwicklung. Ihr lyrisches Werk kam zu früh für ihre engstirnige puritanische Umgebung in den USA. Kein Wunder, dass Dickinson ihre Zeitgenossen auf Distanz und ihre Lyrik unter Verschluss hielt – ihre Gedichte sind voller Ketzerei und Spottlust, ihr Werk mutig, frei und radikal im Nachdenken über die Grundfragen unserer Existenz. Die Übersetzerin Gunhild Kübler zeichnet im Nachwort ein Bild vom Leben dieser großen amerikanischen Dichterin.

 

Emily Dickinson
Sämtliche Gedichte
übersetzt von Gunhild Kübler
€ 49,90 (bestellen)

Wislawa Szymborska

 

Kurz vor ihrem Tod im Februar 2012 hat die polnische Dichterin und Nobelpreisträgerin  mit ihrem deutschen Übersetzer Karl Dedecius noch einen Gedichtband zusammengestellt, der auf Deutsch erscheinen sollte. Diese Auswahl von Gedichten aus den Jahren 2005 bis 2011 ist zu ihrem Vermächtnis geworden.

Perspektive

Sie gingen aneinander vorbei wie Fremde,

ohne eine Geste,

ohne ein Wort,

sie auf dem Weg in den Laden,

er zum Auto.

Vielleicht in Panik

oder zerstreut

oder nicht mehr wissend,

daß sie sich kurze Zeit

für immer geliebt haben.

Übrigens ist nicht garantiert,

daß sie es waren.

Von weitem vielleicht ja,

aus der Nähe aber nicht.

Ich sah sie vom Fenster aus,

und wer von oben schaut,

kann sich leicht irren.

Sie verschwand hinter der Glastür,

er setzte sich ans Steuer

und fuhr schnell davon.

Das heißt, nichts ist geschehen,

selbst wenn.

Und ich, nur einen Moment lang

sicher, was ich sah,

versuche jetzt in einem Gelegenheitsgedicht

euch, den Lesern, einzureden, das

sei traurig gewesen.

»Szymborska ist ein Phänomen der Unwiederholbarkeit, ganz gleich, ob wir die Trauer, den Tiefsinn oder den wunderbaren Humor ihrer Gedichte auf uns wirken lassen«, sagte Karl Dedecius, der Freund und Übersetzer der Dichterin. Den staunend-ungläubigen Blick auf das Leben, jenes Spiel mit ungelernten Regeln – ihn hat sie bis zuletzt in jedem Gedicht neu ausprobiert. Aus den Kinderfragen nach dem Hier und Anderswo, nach dem Gewesenen und dem Möglichen formt sie Gebilde von berührender Aufrichtigkeit. Der Band mit Gedichten aus den Jahren 2005 bis 2011 wurde noch mit Wisława Szymborska zusammen geplant.

 

Wisława Szymborska
Glückliche Liebe und andere Gedichte

€ 18,95 (bestellen)

Helga M. Novak 

Solange solch Gedichte von Helga M. Novak als „Liebesbriefe“ noch eintreffen…wie könnten wir verloren sein….

solange noch Liebesbriefe eintreffen
ist nicht alles verloren
solange noch Umarmungen und Küsse
ankommen und sei es in Briefen
ist nicht alles verloren
solange ihr noch in Gedanken
nach meinem Verbleib fahndet
ist nicht alles verloren

Diese zwei Bände vereinen Helga M. Novaks gesamtes lyrisches Werk, vom ersten Gedichtband über die Bücher, die den Rang der großen Lyrikerin begründeten und über die Jahrzehnte bestätigten: Ballade von der reisenden Anna, Colloquium mit vier Häuten, Balladen vom kurzen Prozess, Margarete mit dem Schrank, Legende Transsib, Märkische Feenmorgana, Silvatica.

Helga M. Novak
Solange noch Liebesbriefe eintreffen
Gesammelte Gedichte
Zwei Bände im Schuber
€ 48,00 (bestellen)

Mara-Daria Cojocaru, Ron Winkler

 

Und nochmals Briefe: Sie sind einander kaum ein halbes Dutzend Mal begegnet, und doch haben sich die gefeierte Dichterin Mara-Daria Cojocaru und der renommierte Lyriker Ron Winkler über einen Zeitraum von gut zwei Jahren Briefe und Postkarten geschrieben.

Ich lebe heute als Frugant. Äpfel in der Farbe,

die vom Herbst abfällt. Firefox ist aktuell,

das Licht wie alte Zeitung. Ich lese

in mir einen Schnee, den man zu Himmel

rückbaut. There’s no tube to that, nur Wind,

nur Warten. Flughafenhunde links und rechts,

gebräunt von Kerosin. Ich lass sie ziehen,

weil sie zuweilen Tier sein können,

links von sich, rechts die Berührung

hinterm Ohr.

Aus purer persönlicher wie literarischer Lust am dialogischen Schreiben. Du weißt nicht, wie schwer es geworden ist, einen Brief zu verschicken erlaubt einen Blick in diese außergewöhnliche Korrespondenz: Texte, die weder rein prosaisch Alltäglich- und Befindlichkeiten austauschen noch vollendete Gedichte sein wollen.

Vielmehr sprechen sie über die Distanz zwischen München oder London und Berlin zum Gegenüber, antworten assoziativ auf dessen Gedanken-, Sprach- und Schriftbilder und entfesseln so ein lyrisches Zwiegespräch. Spielerisch, spontan und auf launige Weise voller Welt. Den Band runden Reproduktionen der fantasievoll gestalteten Briefe und Umschläge sowie ein Nachwort von Matthias Kniep ab.

Ron Winkler
Du weißt nicht, wie schwer es geworden ist, einen Brief zu verschicken

Poetische Korrespondenzen mit Mara-Daria Cojocaru
Limitierte Auflage 450 Exemplare
Mit lasergestanztem Einband. Mit zahlreichen farbigen Reproduktionen auf 16 Seiten.
152 Seiten. Lasergestanzte Broschur.
€ 48,00 (bestellen)

Maren Kames

So ungewöhnlich wie die Poesie ist auch die Gestaltung ihres Buches „Luna Luna“: weiße Buchstaben auf schwarzem Papier. Als Langedicht.

in meinen gloriöseren tagen bin ich ziemlich
lunar gewesen°
und wahnsinnig rastlos,
in den gliedern krachend u griffig,
im wipfel wild,
es rauschte,
ich genoss
und litt
zeitgleich,
immerzu,
ich lachte
harsch,
ich klebte
mir eine gans
aus pappmaché,
mit flügeln
und allem,
dann holte ich tief luft

„Luna Luna“ ist ein dunkler Text. Er ist rasant, rasend und atemlos und spricht von innen aus dem weit offenen Gaumenraum heraus. Es geht um die dünne Wand zwischen Traum und Trauma, um dünne Haut, um eine Gans aus Pappmaché und den Bären, den sich eine aufbindet, um sich gegen den Wind zu schützen. Ums Verlieren und Verletzen geht es. Um einen Krieg, der vielleicht nie stattgefunden hat und doch in jeder Pore präsent ist. Motive, Figuren und Sätze schubsen sich wie Autoscooter durch die Textgalaxie, beschleunigen, karambolieren, knallen gegen unsichtbare Banden, werden in schwarzen Löchern verschluckt. Und über allem hängt die Luna, ein Fixpunkt für die Höhe der Sehnsucht, leuchtend, wahnsinnig und selber rastlos. Eine Luna, die am Ende in einem Sturz aus ihrer Umlaufbahn heraus aufs Wasser fällt wie ein glühender Ofen.

Den Zweitling der Schriftstellerin Maren Kames schlicht als Buch zu bezeichnen, wird ihm nicht ganz gerecht. Die lyrische Mondfantasie „Luna Luna“ ist ein poetisch-musikalisches Gesamtkunstwerk: rasant, assoziativ und mit ganz viel Pop.

Maren Kames
Luna Luna

Gebunden ohne Schutzumschlag
Hochwertige Ausstattung
112 Seiten
€ 35,00 (bestellen)

Etel Adnan

Die Kosmopolitin gehört zu den wichtigsten Stimmen der arabischen Welt und gilt als Grande Dame der arabischen Literatur, stellt ihrem Buch „Nacht“ folgende Betrachtungen voran:

 

„Ich habe den Schlaf immer geliebt: seine Intimität, seine Abenteuerlichkeit. Die Nacht ist das Reich der Träume, und Träume sind die größten Expansionen unseres Geistes. Nacht ist eine samtene Erfahrung. Ihre Dunkelheit, selbst wenn sie vollkommen ist, besitzt ihr eigenes Licht. Ein Licht, das manche Tiere besser kennen als wir. Es handelt sich auch um eine Welt, wo die Sicht, wenn es sie gibt, am größten ist. Dies ist das Gewebe des interstellaren Raums. Dem, was das Universum ist, am nächsten. Ich denke oft darüber nach, wie die Menschheit wohl wäre, wenn sie bei Nacht gelebt hätte. Wenn sie das blendende Licht unserer Tage durchschlafen hätte. Vielleicht wären wir der Liebe gegenüber sensibler gewesen. Wer weiß? Vielleicht könnte dies ein zukünftiger Weg sein. Wer weiß? Ich bitte euch, heute Nacht nicht zu schlafen. Geht hinaus. Nicht nur in dieser Nacht, sondern in vielen Nächten, nacheinander. Fahrt nur bei Nacht. Setzt euch an einen Fluss, an den Rhein, an die Elbe, den Amazonas, und lauscht ihm … Bei Nacht leben, heißt, mit dem Ohr leben, und das Auge wird folgen, sogar noch mehr sehen. Und die Ohren und die Augen eurer Seele werden das Wohlwollen einer Welt entdecken, die sich von der unterscheidet, die ihr kennt, und euch zu Reisen mitnehmen, die sich die Imagination noch nicht vorgestellt hat.“

„Nacht“ ist ein Poem aus Gedankensplittern…jeder Gedanke kann einzeln und für sich stehen. „Wir leben bei Tag und mein Gefühl ist, dass wir das Mysterium der Nacht verloren haben.“ Für Etel Adnan ist die „Wirklichkeit aus Nacht gemacht“: ein Text, bestehend aus Erleben, Erkenntnis und Vorahnung. „Ich sagte euch, ich bin die Nacht. Aber niemand bemühte sich herauszufinden, was das heißt.“

 

Etel Adnan
Nacht Gebunden mit Schutzumschlag
€ 20,00 (bestellen)

…cela devrait suffire pour ce mois … jusqu’en mai !

 

…und bitte um Verzeihung für die diesmalige Frauenlastigkeit…ich sorge für Ausgleich…bleiben sie gespannt und bleiben Sie bitte auch – nicht nur trotz sondern gerade wegen Corona – dem lokalen, inhabergeführten Buchhandel treu!

 

Gerne liefere ich auch gegen Rechnung auf dem Postweg, ab 30 € versandkostenfrei! Ein Bestellformular finden Sie hier.

 

Und noch ein Typ wie man diese Zeiten zu guten Zeiten machen kann: Ein guter Kunde und ausgesprochener „Viel-Leser“ sagte mir, auf meine Frage, wann er denn all das lese…: „derzeit gibt es keine Zukunft, und auch keine Gegenwart…in die Vergangenheit will ich aber nicht…deshalb verliere ich mich derzeit in der Literatur“…eine gute Überlebensstrategie in diesen Zeiten, wie ich finde…

Mit einem frohen Gruß aus Tübingen,

sehr herzlich, eure/Ihre 

 

Ulrike Geist

Lyrikbrief#März 2021  –  Manchmal wird wahr, was wir wünschen….

Manchmal wird wahr, was wir wünschen….

 

und mein Wunsch, eine Lyrikbuchhandlung zu eröffnen ist wahr geworden. Ich war nach vielen Jahren, die ich auf der anderen Seite der Buchproduktion als Verlagsredakteurin und Herausgeberin eines Kulturmagazins verbracht habe, verrückt genug, nochmals ganz von vorne zu beginnen und in Tübingen diese kleine, poetische Buchhandlung zu eröffnen – was ich bisher noch keinen Tag bereut habe.

Über Lyrik lässt sich jedoch kaum Schreiben, denn In ihr wird Sprache selbst zu Wirklichkeit und weist weit über die Funktion der Kommunikation oder des Erzählens hinaus. Die Lyrik hat nicht nur die Besonderheit ihrer Zeit außer der Zeit, sondern sie ist immer zweckfrei, dient keinem „um zu“, sondern ist um ihrer selbst willen da, wie so Vieles, worauf es in Wahrheit ankommt. Und so bin ich überzeugt, dass Lyrik gerade jungen Menschen heute etwas geben kann, was sonst in der Welt kaum mehr zu finden ist.

 

Lyrik ist nicht nur Herzstück der Literatur, sondern Herzensangelegenheit

 

Lyrik ist das Herzstück der Literatur. Aufs engste verdichtet erscheint in ihr, was Romane und Erzählungen über viele Seiten entwickeln müssen. Gewissermaßen trotzt Lyrik der scheinbar unabdingbaren Linearität, in die unsere Gedanken gezwungen werden, wenn wir sprechen. Sie schafft die Möglichkeit, allein durch die Versstruktur, und durch eine Art Mehrstimmigkeit das zu erzeugen, was wir sonst nur von der Musik kennen.

Gerade die zeitgenössische Lyrik, die einen der Schwerpunkte in meiner Buchhandlung bildet, gehört zu den aufregendsten Kunstformen unserer Zeit, und sie ist kaum sekundär oder digital zu erfahren. Poesie braucht konkrete Orte, um uns dafür zu öffnen.

Es sind Momente wie diese, um die es mir geht: Ein junger, suchender Mann Mitte zwanzig, kaufte sich Celans Gedichte, mit denen er bisher nur in der Schule in Berührung gekommen war und setzte sich vor seinem Theaterdienst auf die Flussmauern am Hölderlinturm. Er kam wieder, um zu bezahlen und erzählte mir, wie sehr Celan ihn berührt habe. Eine neue Welt, auch eine Orientierung, vielleicht auch eine Identifikationsmöglichkeit hatte sich ihm aufgetan. Ich schenkte ihm antiquarisch Bachmanns Gedichte dazu mit den Worten, „wer Celan sagt, muss auch Bachmann sagen…“ er will wieder kommen und mir berichten…

 

 

Eine Buchhandlung allein für die Lyrik, kann nicht nur dazu da sein, Bücher zu verkaufen; Sie ist immer zugleich auch ein Ort der Begegnung, der Kommunikation, des Neuen und der Neugier darauf. Man findet hier etwas, was man nicht gesucht hat, nicht suchen konnte…

 

Lyrik akustisch

 

Noch ein Tipp an dieser Stelle: Lyrik kann gelesen werden, wird jedoch noch wirksamer, wenn sie erhört wird. Dies ist auch ganz Corona-konform möglich auf Lyrikline.org einem Projekt vom Haus für Poesie in Kooperation mit den internationalen Netzwerkpartnern, und selbst Ingeborg Bachmanns Gedicht „hotel de la paix„ (Lyrikline.org) kann dort mit dem Klang ihrer eigenen Stimme vernommen werden. Vor Ort wird auch in der Lyrikhandlung am Hölderlinturm Poesie wieder hörbar in Form von Veranstaltungen, sobald derlei auch „Menschenansammlungen“ verursachendes Tun wieder möglich sein wird.

Eine meiner Lieblingsautorinnen ist derzeit und immer noch Nadja Küchenmeister…

 

unter dem wachholder

unter dem wacholder liege ich und träume dir zu.
ich erinnere mich. wir berühren uns nicht. keine 
scham. kein nervenflattern reicht an mich heran.

keine gewaltigen stürme, die sonst immer nahen
nahen. trockne ich die netzhaut ab, mein ganzes 
leben lang? vielleicht singe ich auch oder falte

die hände über dem bauch und warte. etwas betet 
in mir. wer in die wüste geht zum sterben, der kann 
sterben oder unter dem wacholder noch den rest vom

leben erben: in der bibel käme jetzt ein engel zu elia 
aber hier? rette, was es noch zu retten gibt. ich träume 
von sternen, träume von dir, wie von einer wasserquelle.

 

Mit einem frohen Gruß aus Tübingen,

sehr herzlich, eure/Ihre 

 

Ulrike Geist

Lyrikhandlung am Hölderlinturm

Ulrike Geist

Bursagasse 15

72070 Tübingen

07071/5667171

Mail: info@lyrikhandlung.de

www.lyrikhandlung.de